Inhaltverzeichnis
• Grußwort / 4
Bürgermeister Ralf Tebling
• Aus der Frühgeschichte von Premnitz / 6
• Der Ursprung / 8
Wolfram Bleis
• Das „Gapel-Rätsel“ / 10
Wolfram Bleis
• Das Mögeliner Wehr „Stechow“ und die „Herrenlanke“ / 13
Wolfram Bleis
• Einwohnerentwicklung von Döberitz, Gapel und Mögelin / 17
• Die Dörfer über die Jahrhunderte / 18
• Vorindustrieelle Zeit - die Premnitzer Ziegeleien / 23
Werner Coch
• Schießpulver aus Premnitz / 26
• Schwere Unfälle in der Pulverfabrik / 27
• Mit Vistra und Travis zu neuen Produktionslinien / 30
• Das Premnitzer Explosionsunglück im Dezember 1932 / 33
• Vom Dorf zur Industriegemeinde / 35
• Die Premnitzer Häfen / 37
• Dampfer „Dora“ - eine Legende / 39
• Schützte die Bleitetraethyl-Anlage vor Bombardierungen? / 42
• Spuren / 44
• Neubeginn im Werk / 48
• Vor 60 Jahren: Premnitz wird das Stadtrecht verliehen / 49
• Premnitzer Wappengeschichte / 53
• Jubiläumsfeier 600 Jahre Premnitz / 55
• Chemiefasern bestimmen das Produktionsprofil / 57
• Havelschwäne mit den aktuellen Modefarben / 60
• Neuorientierung des Industriestandortes /61
• Premnitz - eine Stadt im Grünen, 2015 Standort der BUGA / 64
• Sommerfeste - eine Premnitzer Tradition / 66
• Der lange Weg zum Schwimmbad / 69
• Einwohnerentwicklung von Premnitz / 72
• Zeitgeschichtlicher Überblick / 74
Autoren: Jürgen Mai
Herausgeber: Habitourist Verlag Rathenower
Format: 15,4 x 21 cm, Seiten: 77, Gewicht: xxx g, Sprache: Deutsch
Einband: Broschur, Erschienen: 2022, 1. Auflage
Preis: 10,00 € inkl. 7% MwSt.
Leseprobe
Havelschwäne mit den aktuellen Modefarben
von Jürgen Mai
Viele Premnitzer erinnern sich bestimmt noch an den sogenannten Säuregraben mit seiner charakteristischen Duftnote. Der üble Geruch wurde durch Schwefelverbindungen, unter anderem Schwefelwasserstoff, hervorgerufen, die als Nebenprodukte bei der Viskoseseidenherstellung entstanden.
Es gab zu Zeiten der Pulverfabrik bereits einen „alten Abwassergraben“, der entlang der heutigen Fabrikenstraße bis zur Chaussee führte. Nach einer kurzen Strecke entlang der heutigen Heinrich-Heine-Straße bog er in Höhe der Erich-Weinert-Straße in Richtung Havel ab. Zunächst als „neuer Abwassergraben“ bezeichnet, diente der Säuregraben zur Ableitung der chemisch belasteten Abwässer der Vistra- und Travisanlage.
Die gewerbepolizeilichen Festlegungen belegen gemäß eines Protokolls des Bezirksausschusses Potsdam vom 25. Januar 1921, dass man sich bereits damals um die Reinhaltung der Havel wie folgt bemühte: „Die aus der Stapelfaserfabrik stammenden sauren Abwässer müssen während des Betriebes der Fabrik ständig die dafür vorgesehenen Kläranlagen und Sammelbecken durchfließen, bevor sie durch die neutralen Zirkulationswässer verdünnt werden und in den Abflussgraben überfließen. Sie müssen innerhalb dieser Kläranlagen und Becken von mitgeführten Sinkstoffen befreit und durch die in den Sammelbecken eingebauten Kalksteinwände, soweit dies technisch erreichbar ist, neutralisiert werden.“
Der Säuregehalt musste täglich überprüft und protokolliert werden. Zu DDR-Zeiten wurde der pH-Wert mittels eines Durchfluss-Messgerätes kontrolliert, um so in die Havel möglichst neutrales Abwasser einzuleiten. Der Säuregehalt war sehr gering, dafür enthielt das Abwasser einen hohen Anteil an Salz (Sulfat). Der Säuregraben hätte eigentlich „Salzgraben“ heißen sollen.
Mit dem Säuregraben sind auch Episoden verbunden, die zum Schmunzeln anregen. 1945 waren Einheiten der Roten Armee in Premnitz stationiert, vor allem im ehemaligen Havellager und in der Havelkolonie (Schillerstraße). Kurzerhand wurden über den Säuregraben Latrinenhäuschen gebaut. So hatte man gut funktionierende Spülklosetts.
Ab 1960 war der Säuregraben zumeist farbig. Der Grund dafür war, dass für die Prelana- bzw. WOLPRYLA-Faser ein aufwändiges Färbeverfahren notwendig war. Dabei war das Färbereiabwasser bereits durch geringe Farbstoffanteile sehr intensiv gefärbt. In der Folge präsentierten sich die Havelschwäne, deren Bauchgefieder mit dem Abwasser in Berührung kam, in den aktuellen Modefarben.
Zu Beginn der neunziger Jahre wurde der Säuregraben verrohrt. Nach Stilllegung der Kunstseidenproduktion und der WOLPRYLA-Anlage dient der Abwassergraben hauptsächlich zur Ableitung von Regenwasser. Die „Duftnote“ gehört der Vergangenheit an.
Die anderen betrieblichen Abwässer werden in der 1972 errichteten biologischen Abwasseranlage aufbereitet und fließen zwischen Premnitz und Döberitz in …..