Inhaltverzeichnis
Zum Geleit / 5
Dr. Burkhard Schröder
Kalendarium / 6
Frühling / 11
Theodor Fontane
Gekommen ist der Maie / 15
Heinrich Heine
Abseits / 21
Theodor Storm
Herbstlied / 25
Johann Gaudenz von Salis-Seewis
Aus der Postgeschichte von Rathenow / 31
Heinz Möller
Der Weinberg von Rathenow und seine Entstehung / 37
Heinz Krüger
Erika Guthjahr - Zum 80. Geburtstag / 42
Albrecht Brommauer
Zur Geschichte der Havelfischerei / 43
Erika Guthjahr
Die Friesacker Statuten von 1616 / 49
Max-Wichard von Bredow
Bilder aus dem Havelland Das Ländchen Friesack / 55
Ralf Kuberski
Die Welt um Nauen - 90 Jahre Funkgeschichte / 61
Klaus Krämer
Die Entwicklung des Chorwesens in Rathenow / 65
Ilse Henkel
Über das Bäckerhandwerk in Rathenow / 69
Günter Thonke
Das Einmaleins mit der Sieben / 72
Friedrich Wilhelm Eigendorf
Havelländische Dorfmuseen / 73
Albrecht Brommauer
Das Paulinen-Lied / 77
Siegfried Abramszyk
Die Kupferbüchse im Turmknopf der Kirche in Tremmen / 79
Fritz Mewes
Einiges aus Großderschau / 83
Gunther Grähn
Historisches Paretz / 85
Matthias Marr
Die Orgel der Kirche in Zollchow / 87
Ralf Kuberski
Vom Reisen unserer Vorfahren / 89
Martin Sommerfeld
Älter als die Stadt - die Lange Brücke in Rathenow / 92
Wolfram Bleis
Rainer Raute zum Gedenken / 96
Albrecht Brommauer
Leseprobe
Einiges aus Großderschau
Gunter Grähn
Großderschau liegt im Bereich des Rhinluchs und Dossebruchs. Die Gemeinde umfasst knapp 2000 ha und zählt etwa 600 Einwohner in 224 Haushalten. Sie gehört landschaftlich zum „Ländchen Rhinow". Seit der Gründung im 18. Jahrhundert war das Gebiet Bestandteil der Grafschaft Ruppin.
Der Alte Fritz – Begründer der Region Über das Entstehen der Kolonien im Bereich von Großderschau wurde im Rathenower Heimatkalender 1994 auf den Seiten 43 ff. berichtet. Während einer Reise betrachtete Friedrich der Große vom Gollenberg bei Stölln 1779 die angelegten Kolonien. „Das ist wahr, das ist wider meine Erwartung, das ist schön!" Fasziniert von der Weite der urbar gemachten Rhinluchs, lobte der König mit diesen Worten die Arbeit aller Beteiligten. Wie im Oderbruch hatte Friedrich auch hier eine „Provinz im Frieden erobert".
Die Kirche für alle Kolonien, mit dem Turm nach Süden, war mit über 700 Plätzen bei zwei umlaufenden Emporen die damals größte Kirche in der Umgebung. Wahrscheinlich war die Garnisonskirche in Potsdam Vorbild für den Grundriß und die Anlage der Kirche. Die Kugel und die Wetterfahne mit der Jahreszahl 1885 sind zurzeit entfernt worden, weil die Gefahr des Absturzes auf das neu gedeckte Dach der Kirche bestand. Die Erneuerung der Spitze ist für die nächsten Jahre geplant.
LPG-Vielfalt und plattdeutsch
Das ökonomische Leben im Dorf Großderschau wird bestimmt durch die Wirtschaft der Agrargenossenschaft e.V., entstanden aus der LPG Großderschau. In der Zeit des Entstehens der Genossenschaften - der Zeit „des sozialistischen Frühlings" von 1961, taten sich die Bauern schwer, den Schritt in die Genossenschaft zu gehen. So entstanden zunächst (1961) zehn kleine Genossenschaften; eine von ihnen hatte nur vier(!) Mitglieder. Schwerpunkt in der landwirtschaftlichen Produktion war der Gemüseanbau. So wurden zwei große Gemüselagerhallen gebaut und eine Anlage zur Sauerkohlherstellung. Der Großderschauer Sauerkohl wurde bis nach Berlin geliefert. Im Sozialraum der Gemeinde - früher Schule, jetzt Kindergarten - pflegen etwa 20 meist ältere Bürger die Sprache ihrer Heimat im „Mundartzirkel Großderschau". Sie erzählen in plattdeutscher Mundart Begebenheiten und Erlebnisse aus ihrer Kindheit, aus dem Dorf und der Umgebung. Einmal im Monat treffen sich die Mitglieder bei Kaffee und Kuchen und „räden platt".
Heimatdichter Wilhelm Hengst
Gesammelt haben sie die in den zwanziger Jahren erschienenen Gedichte des Heimatdichters Wilhelm Hengst. Er war Grabenarbeiter, in Großderschau verheiratet. Seine Gedichte wurden in der in Neustadt/Dosse erschienenen „Dosse- Zeitung" gedruckt. Die Gedichte, Ereignisse aus dem täglichen Leben, füllten bald ganze Zeitungsseiten. Sie sind heute ein lebendiges Spiegelbild des Lebens der einfachen Menschen auf dem Dorf. Etwa 70 Jahre vorher war in Brenkenhof (einem Ortsteil von Großderschau) ein Spaßmacher geboren worden, der unter dem Namen „Onkel Pelle" weithin bekannt wurde. Mit 14 Jahren trat er in einem reisenden Zirkus als „Dummer August" auf und durfte daraufhin nicht nach Hause zurückkehren. In Berlin lebte er kärglich als Laternenanstecker und sagte von sich: „Ick war damals nischt als Knochen und Pelle!" Das brachte ihn auf den Gedanken, sich „Onkel Pelle" zu nennen, wenn er bei Garten ………………….