Inhaltverzeichnis
Zum Geleit / 5
Dr. Hans-Jürgen Lemmle
Kalendarium / 6
Ein Lied, hinterm Ofen zu singen / 7
Matthias Claudius
April / 13
Theodor Storm
Wo Bismarck liegen soll / 19
Theodor Fontane
Herbst / 25
Detlev von Liliencron
Otto von Bismarck - zum 100. Todestag / 31
Albrecht Brommauer
Größtes Brachymedialfernrohr der Welt auf einem Rathenower Schulhof / 37
Michael Hohmann
Vor 50 Jahren entstand der Karl-Marx-Chor in Rathenow / 39
Horst Müller, Alfons Rataj
Aus der Postgeschichte der Stadt Rathenow (Fortsetzung) / 47
Heinz Möller
Otto Lilienthal - zum 150. Geburtstag / 51
Fritz Mewes
Die ur- und frühgeschichtliche Besiedlung in der Gemarkung Milow / 53
Wolfgang Bünnig
Bilder aus dem Havelland Premnitz und Umgebung / 61
Rolf Kuberski
Findlinge im Havelland / 67
Heinz Krüger
„Italien" in der Mark - die Kirche in Zeestow / 71
Wolfram Bleis
Aus der Turmkugel der Kirche in Wagenitz / 73
Fritz Mewes
Brädikow - aus der Geschichte eines Westhavelländischen Dorfes / 75
Karin Fritz
Havelländische Museen / 79
Albrecht Brommauer
Die Satelliten-Telemetrie im Dienst des Weißstorchzuges / 83
Manfred Müller (†)
Seltene Schmetterlinge im Naturschutzgebiet „Görner See" / 87
Detlef Eichstädt
Die Entwicklung der optischen Industrie in Rathenow nach der Wende / 93
Martin Sommerfeld
Leseprobe
Seltene Schmetterlinge im Naturschutzgebiet „Görner See"
Detlef Eichstädt
Sumpfschildkröte und anderes seltenes Getier
Am Westrand des Ländchens Friesack, südlich des gleichnamigen Ortes, liegt der Görner See. Er ist ein stark eutrophiertes (nährstoffreiches) Gewässer mit einer heutigen Wassertiefe von durchschnittlich ein Meter. Als gutes Angelgewässer ist der See allgemein bekannt. Weit bedeutender ist das Gebiet als Lebensraum bestandsbedrohter und vom Aussterben bedrohter Tierarten, insbesondere als Laichplatz verschiedener seltener Amphibien- und Reptilienarten sowie als Brut-, Nahrungs- und Rastgebiet für zahlreiche Vogelarten. Eine Besonderheit des Sees blieb lange Zeit nur den einheimischen und eingefleischten Naturschützern vorbehalten: das Vorkommen der Europäischen Sumpfschildkröte. Im Landkreis Havelland ist der Görner See die einzige Stelle, an der diese Art zu finden ist.
Langer Weg zum Naturschutzgebiet
Seit Mitte der 70er Jahre gibt es Bemühungen, dieses Gebiet unter Schutz zu stellen. Mehrere Anträge zur Unterschutzstellung wurden zwischen 1975 und 1989 gestellt. Alle Bemühungen blieben erfolglos. Erst jetzt kam wieder Bewegung in dieses Verfahren. Seit dem 16. April 1996 ist nun eine etwa 226 Hektar große Fläche per rechtskräftiger Verordnung endgültig und dauerhaft gesichert.
Im weiteren soll nicht auf die attraktive Vogelwelt des Gebietes oder die Sumpfschildkröten eingegangen werden. Die botanischen Besonderheiten sollen nur erwähnt werden, wenn ein unmittelbarer Zusammenhang zur Thematik besteht. Das Vorkommen seltener Schmetterlingsarten ist Gegenstand dieses Artikels. Allein hier die Übersicht zu behalten, ist schon recht schwierig. Am Tage kann man im Havelland bis zu 50 verschiedene, meist auffällig bunt gefärbte Schmetterlingsarten - die sogenannten Tagfalter - in den unterschiedlichsten Biotopen nachweisen. In der Dämmerung und nachts sind etwa 700 dieser vielfältigen, überwiegend kleinen und unscheinbaren, aber auch großen und bunten Tiere - die sogenannten Nachtfalter - zu finden. Am Rande soll auch auf einige sogenannte Kleinschmetterlinge eingegangen werden.
Untersuchungen der 1980er Jahre genutzt
Schon Ende der achtziger Jahre wurden ausgewählte Bereiche am Görner See intensiv dahingehend erforscht. Die Untersuchungsergebnisse wurden als entomologisches Gutachten den entsprechenden Behörden zugeleitet und gehören heute zu den Grundlagen für einen zu erstellenden Pflege- und Entwicklungsplan des Schutzgebietes. Knapp 300 Arten Großschmetterlinge und 117 Arten Kleinschmetterlinge (Zünsler und Wickler) konnten im Schutzgebiet nachgewiesen werden. Für ein so relativ kleines Areal ist hier eine beachtliche Artenvielfalt anzutreffen. Auch qualitativ läßt sich die Bedeutung des Gebietes nachweisen.
Die Untersuchungen am Tage konzentrierten sich überwiegend auf die umliegenden Wiesen. Besonders die sogenannte „Große Wiese" nordöstlich des Sees erfüllt noch die Vorstellungen einer blütenreichen, üppigen bunten Wiese, wie sie bis in die 60er Jahre überall zu finden war. Hier scheint der allgemeinen Intensivierungswelle und Zeit der Höchstertragskonzeptionen in der Landbewirtschaftung ein kleiner Lapsus unterlaufen zu sein. Über Jahrzehnte sind die Flächen äußerst ……..