Inhaltverzeichnis
Zum Geleit / 5
Hans- Jürgen Lünser
Kalendarium / 6
Winternacht / 9
Nikolaus Lenau
Frühlingsglaube / 13
Ludwig Uhland
Die märkische Heide / 23
Fritz Löwe
Herbstdämmerung / 27
Wilhelm Jensen
40 Jahre Rathenower Heimatkalender / 31
Albrecht Brommauer
Aus der Postgeschichte von Rathenow / 33
Heinz Möller
Auf dem Postomnibus von Brandenburg nach Rathenow / 37
Martin Sommerfeld
Vor 50 Jahren - Stunde Null im Havelland / 41
Wolfram Bleis, Wolfgang Funke
Denkmal Berliner Straße 12 - ein Bürgerhaus in Friesack / 49
Wolfram Bleis
Annahmebrief zum Untertanen in Milow / 53
Andreas Pritzkow
Bischof Henning I. von Bredow / 55
Max-Wichard von Bredow
Bilder aus dem Havelland, Der östliche Teil / 57
Ralf Kuberski
Landin - zur Geschichte eines havelländischen Dorfes / 61
Albrecht Brommauer
Wirtschaftlichen Verhältnisse d. Krieler Pfarre v. d. Reformation - 19. Jahrh. / 63
Albrecht Brommauer
Ein Gerichtstag in Buckow / 69
Hermann Holzendorf
Lebensspuren in nordischen Geschieben / 73
Heinz Krüger
Bernstein im Havelland / 76
Heinz Krüger
Archäologische Denkmalpflege im Landkreis Havelland / 79
Wolfgang Bünnig
Heimatmaler Georg Penning (1871-1960) / 89
Erika Guthjahr
Alte Rathenower Erinnerungen / 93
Rainer Raute
Leseprobe
Alte Rathenower Erinnerungen
Rainer Raute
Noch einmal soll an dieser Stelle eine angesehene Rathenower Persönlichkeit der Vergangenheit, der Bäckermeister Ernst Heider, zu Wort kommen (vergl. Rathenower Heimatkalender 1995), der seinerzeit Obermeister des Bäckerhandwerks und Stadtverordneter war. Die folgende, und wie die Geschichte zeigt, zeitlose Episode trug sich zu, als es um die Erweiterung des Rathenower Krankenhauses ging.
Pläne für Erweiterung des Krankenhauses
Der damalige Baurat Feldkeller hatte einen großzügigen Straßenbauplan aufgestellt. Danach sollte die Große Hagenstraße weitergeführt werden, wo jetzt das neue Krankenhaus steht. Sie wäre dann auf den jetzigen Friedrich-Ebert-Ring gestoßen und hätte Verbindung zum Bahnhof geschaffen. Wo jetzt das Krankenhaus ist, waren nur Sandberge. Wie nun das Projekt des Krankenhausneubaus damals zur Sprache kam, habe ich den Vorschlag gemacht:
„Machen Sie aus diesem alten Kasten ein Siechenhaus für alte Bürger unserer Stadt und bauen Sie ein neues Krankenhaus am Fuchsberg hin. Denn dieser Platz hier ist in kurzer Zeit im Zentrum der Stadt. Ein Krankenhaus muß jedoch abseits vom Getümmel liegen." Wie sehr Herr Heider mit dieser Prophezeiung recht gehabt hat, wissen wir heute alle. Nur hat seine Meinung kein Gehör gefunden. Doch lassen wir ihn wieder zu Wort kommen: Der damalige Oberbürgermeister redete mir damals immer gut zu und sagte: „Beruhigen Sie sich man, Herr Heider, der nächste Bau kommt dahin, wo Sie ihn hinhaben wollen."
Standortfragen
Meine Einwendungen haben also taube Ohren gefunden. Ich kämpfte natürlich als richtiger Oppositionsmensch bis zum letzten Augenblick dagegen an und bei der Beschlussfassung in der Stadtverordnetenversammlung ließ ich nochmals meine ganze Überredungskunst spielen. Ich sagte: „Meine Herren Kollegen, wenn Sie heute tatsächlich beschließen, das neue Gebäude hinter den alten Rumpelkasten hinzubauen, dann muß ich immer an jenes Gedicht denken, das Johannes Trojan im Kladderadatsch auf die Berliner Stadtverordnetenversammlung gemacht hat:
„Schad' aber wär's, wenn ihre Namen
vergessen würden in der Zeiten Lauf,
man bring sie unter Glas und Rahmen
und hänge sie im Rathaus auf,
damit auch noch Urenkel lesen,
wenn vieles sich geändert hat,
was für Kamele einst gewesen
die Väter unserer guten Stadt."
Ärger mit der Obrigkeit aber Jubel bei der Bürgerschaft
Nun hätten Sie müssen diese Gesichter sehen. Der Vorsteher erteilte mir darauf, was noch was anderes war, damals, einen Ordnungsruf. Das war hier der erste Ordnungsruf überhaupt, und natürlich was ganz Neues. Die ganze Stadt hat sich tagelang diese Geschichte erzählt und der alte Legeier, der verschiedene Wiesen besaß, sagte damals: „Das Heu für die Kamele liefere ich von meinen Wiesen ………………