Inhaltverzeichnis
Zum Geleit / 5
Kalendarium / 6
Es war einmal / 9
Karl Georg Hoffmann
Frühling / 15
Heinrich Seidel
Sommeridyll / 19
August Hild
Herbsttag / 25
Agnes Miegel
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland / 30
Theodor Fontane
Kleinbahn Rathenow-Senzke-Nauen - wichtige Verbindung im Havelland / 33
Albrecht Brommauer
Die Anfänge des Kartoffelanbaus im Havelland / 38
Werner Ehrig
Der Gollenberg bei Stölln und seine Umgebung / 40
Gunter Grähn
Aus alten Urkunden zur Geschichte von Großderschau / 43
Gunter Grähn
Die Dorfschmiede von Ferchesar / 46
Gustav Isensee
Trakehner im Westhavelland / 49
Albrecht Brommauer
Tubbenschlieper, Schlämmer und Rotenburger / 53
Hermann Holzendorf
Lochow - ruhiges Urlauberidyll im Nußwinkel / 55
Hermann Holzendorf
Der Trintsee - ein stiller See bei Ferchesar / 57
Rainer Raute
Im Reich der Frau Harke / 60
Hermann Holzendorf
Wi laben noch! / 63
Christa Grähn
Spruch / 64
Emanuel Geibel
Von Hexen und Spöken / 65
Horst Blume und Elly Balzer
Alte Volksbräuche - Hochzeit auf dem Dorfe (Teil 10) / 66
Rainer Raute
Zur Mundart - Erzählung „Dree Wiehnachten" von Fritz Lening / 78
Rainer Raute
Das Brandenburger Tor - ein „unsichtbares" Denkmal / 81
Wolfram Bleis
Der einsame Torfstich / 84
Albrecht Brommauer
Wer war Otto Muth? / 86
Erika Guthjahr
Heidedorf / 86
Fritz Löwe
Jäger und Sammler im westlichen Havelland / 87
Stefan Pratsch
Zur Geschichte der Rathenower Krämergilde / 91
Dr. Rudolf Guthjahr (†)
Leseprobe
Die Dorfschmiede von Ferchesar
Gustav Isensee
Am östlichen Dorfrand von Ferchesar, wo die Wege nach Kotzen, Rhinsmühlen und Lochow abzweigen, steht unübersehbar für jeden Besucher des Dorfes das schöne, von Efeu bewachsene, alte Fachwerkhaus, das zum Schmiedegrundstück der Familie des Schmiedemeisters Werner Zachen gehört und zu den ältesten Gebäuden des Dorfes gezählt werden kann. Kein Handwerk ist wohl mit so viel Sagen und Geschichten verbunden, wie das des Schmiedes. Seine Person verkörperte schon seit den Anfängen der Eisenverarbeitung Eigenschaften wie Standhaf-tigkeit, Schöpferwille, Kraft, Mut und Schläue. All dieses finden wir in einer Familie wieder, die seit 300 Jahren in Ferchesar das Schmiedehandwerk ausübt. Heute eine Seltenheit im Brandenburgischen.
Die Schmiede und das dörfliche Umfeld
Bis zum Jahre 1818 war die Dorf- oder Laufschmiede - sie belieferte neben dem Gut und Dorf auch die Kundschaft aus anderen Orten - zu zwei Fünfteln Eigentum der Gutsherrschaft und zu drei Fünfteln Besitz der Gemeinde. Diese bestand damals aus 9 Bauern: Dorfschulze Repke, Zimmermann, Joachim Scheplitz, Kleßen, Witte, Gester, Kienscherf, Thiele und Behrend, Nickel, Quadfasel, Christian Kleßen und Joachim Kienscherf.
Zur Schmiede gehörten außer dem Wohnhaus ein Hofraum mit Gehege, eine Wiese im Luch und ein Garten gegenüber der Schmiede, Weidegerechtigkeit für 3 Kopf Großvieh und die benötigten Schweine und Gänse. Daneben stand ihr freies Bau-, Brenn- und Kohlenholz aus der Gemeindeheide zu. Seit alten Zeiten war aber das Schärfkorn die wichtigste Einnahmequelle. Es bestand aus einem Scheffel Roggen von jeder Hufe und mußte am Martinitage (11. November) von jedem Besitzer abgeliefert werden. Dafür übernahm der Schmied die Wartung und Pflege der Pflüge. Dazu gehörten »Schar schärfen, Schar großmachen«. Scharkamme und Stöckereisen in brauchbarem Zustand zu erhalten oder neu anzufertigen«. Außerdem hatte er bis zum Jahre 1929, dem Gründungsjahr der Freiwilligen Feuerwehr in Ferchesar, den Dienst eines Spitzenmeisters unentgeltlich zu versehen.
Schmiedemeisterdynastie Zachen
Mit Andreas Zachen begann die Familientradition von acht Schmiedemeistergenerationen in Ferchesar. Der erste, der 1690 genannt wurde, war »Meister Andreas Zachen, Dorfschmied zu Ferchesar«. Sein Geburtsjahr ist 1664, und er starb 1749, seine Herkunft ist nicht genau bekannt, vermutlich ist die Familie aus Rathenow abgewandert.
Der Familienname Zachen war schon zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges in Rathenow bekannt. 1628 werden Clauß Zachen und die beiden Witwen des Lorenz und Jakob Zachen genannt, sie verließen ihre Häuser in Rathenow wegen der Kriegsgreul und großen Not, die damals überall herrschten.
Neben dem Schmiedehandwerk scheint sich Andreas Zachen auch mit dem Kurieren von Vieh befasst zu haben. In der alten Familienbibel aus dem Jahre 1694 ist ein Rezept von sechserlei Wurzeln und Kräutern aufgeschrieben; in Spiegelschrift ……