Inhaltverzeichnis
• Grußwort / 4
Christian Stachowiak
Der Wilhelminenhof zwischen 1847 und 1945
• Vorgeschichte / 6
• Die Borchmann-Ära / 7
• Karl Zeisberg, Architekt und Landwirt / 16
• Die kurze Episode von Edmund Wachsmuth / 23
• Der letzte Gutsbesitzer, Hermann Schmidt / 25
• Ziegelerde, ein einst begehrter Rohstoff / 33
• Straßenbau von Rathenow - Genthin / 35
• Nazigröße besuchte regelmäßig Böhner Wilhelminenhof / 38
• Der 18. April 1944 - ein schwerer Tag für die Region / 41
• Beispielloses Flüchtlingsdrama nach Ende des II. Weltkrieges / 43
• Flucht aus Danzig-Westpreußen nach Böhne / 47
• Bodenreform in Böhne - Unrecht und Chancen zugleich / 50
Der Wilhelminenhof zwischen 1945 und 2022
• Die Nachkriegs- und Wendezeit / 52
• Weihnachten 1945 in der Region / 69
• Ereignisreiche Hochzeitsfeier auf dem Wilhelminenhof / 72
• Kinder- und Jugendzeit auf dem Wilhelminenhof / 75
Brunhilde Riedel, Redaktionel von Hans-Jürgen Wodtke bearbeitet
• Meine 1980er und 90er Jahre auf dem Wilhelminenhof / 81
Nadine Wodtke, Redaktionel von Hans-Jürgen Wodtke bearbeitet
• Wilhelminenhof Nr. 1 und 2 / 92
• Wilhelminenhof Nr. 3 / 94
• Wilhelminenhof Nr. 4 und 5 / 97
• Wilhelminenhof Nr. 6 / 101
• Wilhelminenhof Nr. 7 / 104
• Wilhelminenhof Nr. 8 / 105
• Medienträger- und Infrastrukturentwicklung / 109
• Straßenbeleuchtungsanlage im Wandel der Zeiten / 112
Autoren: Hans-Jürgen Wodtke und andere
Herausgeber: Wohngemeinschaft Wilhelminenhof
Format: 16,3 x 22 cm, Seiten: 116, Gewicht: xx g, Sprache: Deutsch
Einband: Broschur, Erschienen: 2023, 1. Auflage
Preis: auf Nachfrage
Leseprobe
Jungbrunnen für den Wilhelminenhof
Von Hans-Jürgen Wodtke
Mit dem Besitzerehepaar Karl und Elsa Zeisberg brach für den Wilhelminenhof nicht nur eine neue, sondern auch eine sehr stabile und erfolgreiche Phase an, welche knapp 20 Jahre anhalten sollte. Das Gut hatte, als Zeisberg es erwarb, eine Ackerfläche von 280 Morgen (70 ha). Bis 1910 konnte er noch weitere 100 Morgen (25 ha) von örtlichen Landwirten hinzuerwerben.
Damit rangierte der Neuankömmling mit seinem Grundbesitz, wenn auch mit gewissem Abstand, nach dem örtlichen Rittergut nun an der zweiten Stelle im Ort. Das bedeutete eine zu jener Zeit durchaus nicht unwichtige gesellschaftliche Stellung im aufblühenden Haveldorf, wo man vermutlich mit entsprechender Neugierde und auch gewissem Argwohn die stürmische Entwicklung auf dem Wilhelmienhof beob-achtete, zumal Zeisberg schon 1906 begann sowohl das vorhandene Herren- wie auch das Gartenhaus umfangreich umzubauen und erheblich zu vergrößern.
In seinen Aufzeichnungen von 1910 heißt es hierzu: „Das Herrenhaus (heute Wilhelminenhof Nr. 4 und Nr. 5) habe ich neu erbaut, mit 15 Zimmer, vielem Zubehör, Wasserleitung, Bad und WC, Zentralheizung und elektrischem Licht versehen. Das Gartenhaus wurde mit vier Zimmern Bad und WC, Küche und viel Zubehör für meine Schwiegermutter neu erbaut, ist auch mit Wasserleitung, elektrisch Licht und Zentralheizung versehen.“
Mit den Augen des heutigen Betrachters gesehen, muss man festhalten, dass der umfassende Um- und Erweiterungsbau des Herrenhauses dem äußeren Erscheinungsbild nicht unbedingt gutgetan hat und auch die Anordnung der Räume und deren Funktionalität zahlreiche Fragen aufwerfen. Allerdings muss man Zeisberg wohl auch zugutehalten, dass das Erscheinungsbild und die Ansprüche an die Funktionalität eines Hauses zu Beginn des 20. Jahrhunderts wohl andere gewesen sein mögen als heute.
Von der technischen Ausstattung hingegen waren beide Gebäude auf dem damals absolut neusten Stand der Technik und werden bei Besuchern immer wieder zum Erstaunen geführt haben. Denn mit diesem hohen technischer Ausstattungsgrad wird es zu dieser Zeit in der Region wohl kaum Gleichwertiges gegeben haben.
Unklar ist in den Ausführungen von Zeisberg allerdings, wie er um 1910 auf dem Wilhelminenhof schon für „elektrisches Licht“ in beiden Häusern gesorgt haben will? Über eine zentrale Energieversorgung wäre das zu der Zeit nur in Rathenow möglich gewesen. Böhne und damit auch der Wilhelmienhof wurden erst Anfang der 1920er Jahre elektrifiziert. Eine Alternative bot um 1910 lediglich eine eigenständige Stromerzeugungsanlage auf dem Hof. Leider macht Zeisberg hierzu in seinen Aufzeichnungen keine Angaben, obwohl eine solche Anlage damals schon recht spektakulär war. Doch irgendwie muss er es ja gelöst haben und zuzutrauen ist es dem offensichtlich technikverliebten und -begabten Architekten allemal.
Doch an der beide Gebäude gleichermaßen versorgende Zentralheizungsanlage gibt es hingegen keinen Zweifel. Diese Anlage funktionierte bis 1945/ 46 so lange perfekt, bis die neuen örtlichen Machthaber diese demontieren ließen, um sie anschließend gewinnbringend auf dem Schwarzen Markt zu verkaufen. Die ………………