Inhaltverzeichnis
• Vorwort des Herausgebers / 4
Wolfram Bleis
• Über die historischen Stadtbrände und ihre Folgen / 5
• Das Bauhandwerk in alten Zeiten / 7
• Der Bau der St. Marien-Andreas Kirche / 9
• Die Stadterweiterungen des 18. Jahrhunderts / 19
• Landbaumeister Johann Gottfried Meinicke / 25
• Grünberg oder Grüneberg? / 27
• Über die Rathenower Baumeister Grüneberg / 30
• Weitere Baumeister des 19. Jahrhunderts / 39
• Bauunternehmer der Jahrhundertwende / 54
• Schlussbetrachtung / 79
• Anlage: Fachleute der Bauverwaltung / 81
• Danksagung Unterstützer und Sponsoren / 82
• Quellen / 83
Autor: Werner Coch
Herausgeber: Rathenower Heimatbund e.V.
Format: 14,7 x 21 cm, Seiten: 84, Gewicht: 133 g, Sprache: Deutsch
Einband: Broschur, Erschienen: 2022, 1. Auflage
Preis: 7,00 € inkl. 7% MwSt.
Leseprobe
Grünberg oder Grüneberg?
Zunächst soll die Frage geklärt werden, ob der Berliner Hofbaumeister Martin Grünberg (1655-1706) aus Rathenow stammte und mit den einheimischen Baumeistern Grüneberg verwandt war. Die Ähnlichkeit des Namens lässt einiges vermuten, denn wir kennen die Maurer- und Zimmermeister Friedrich und Emil Grüneberg, die jahrzehntelang das Baugeschehen in Rathenow beeinflusst haben. Zunächst betrachten wir aber das Leben und die Karriere von Martin Grünberg (8), um die gestellte Frage zu beantworten.
Geboren als Sohn eines Försters in Ostpreußen, war er vier Jahre lang als Schreiber in der Glashütte in Drewitz bei Potsdam tätig. 1678 wurde er zum Bauschreiber, also zum Gehilfen eines Baumeisters, berufen. Von 1682 bis 1684 genoss er auf kurfürstliche Kosten in Italien die Ausbildung zum Architekten. Danach arbeitete er wieder als Bauschreiber, hauptsächlich in der Landvermessung. 1688 erfolgte die Ernennung zum Ingenieur, der dem Titel eines Landbaumeister entsprach. In (8) heißt es, er wäre „Baudirektor in den Städten und auf dem Lande" gewesen. In den nächsten Jahren war Martin Grünberg vielfach als Gutachter für Brücken und Kanäle tätig, um die Schiffbarkeit der Wasserstraßen zu sichern. Im Wasserbau hatte er sich zu einem unbestrittenen Fachmann entwickelt und leitete zeitweilig auch den Bau von Kanälen und Schleusen.
Ende 1695 starb überraschend der preußische Hofbaumeister und Oberingenieur Johann Arnold Nering (1659-1695) und Martin Grünberg wurde sein Nachfolger. Zahlreiche architektonische Entwürfe stammen aus dieser Zeit, aber das Amt behagte ihm nicht besonders, so dass er es drei Jahre später wieder aufgab. Er war mehr Praktiker, ständig unterwegs und liebte vielseitige Herausforderungen. So kümmerte er sich um viele noch vom 30jährigen Krieg, durch die Schwedenkriege oder durch Feuersbrünste zerstörte Ortschaften und entwarf Pläne für den Wiederaufbau nach neuen Gesichtspunkten, wie z.B. dem vorbeugenden Brandschutz. Wichtig waren für ihn die Straßenführung „im Parallelsystem", symmetrische Stadtquartiere und die einheitliche Bebauung von Straßen und Marktplätzen (27). Nach den Bränden in Wilsnack (1690), Neuruppin (1699) und Lenzen (1703) war er dort überwiegend stadtplanerisch tätig.
In der Festschrift „800 Jahre Sandau 1190-1990" (10) finden wir Martin Grünberg in der Zeittafel für April 1695 mit folgender Eintragung: „Die Stadt sinkt durch einen ungeheuren Brand in Schutt und Asche, auch die Kirche brannte völlig aus." Etwas später heißt es: „Die Straßen und Gassen werden durch den Ingenieur Grünberg aus Rathenow neu vermessen". Damit konnte nur Martin Grünberg gemeint gewesen sein. Die Aufgabe entsprach auch genau seinen Erfahrungen und Interessen. Aber „aus Rathenow"? Das geht aus seinem Lebenslauf nicht hervor und passt auch nicht zu seiner Ruhelosigkeit. Am wahrscheinlichsten ist es, dass er über Rathenow angereist war und die Stadtväter und der Chronist das falsch verstanden haben................