Inhaltverzeichnis
• Vorwort / 3
Karin Dietze
• Bewegende 1968er Epoche / 4
Aufbruch und Depression
• Rockmusiker aus dem Ostblock sollten Defizite decken / 8
Beatmusik bringt Politbüro unter Druck
• POS Milow, eine Schule auf dem Lande / 14
Schulaltag in der Raubritterburg
• Camping in den späten 60er Jahren – ein Hauch von Abenteuer / 20
Urlaub zwischen Campingkocher und Trockenabort
• Sonne, Sex und Sozialismus / 26
Der andere, der ostdeutsche Weg
• Kult im Osten: Der Deutsche Soldatensender / 32
Heißer Radiosender im Kalten Krieg
• 21. August 1968 – gewaltsames Ende des Prager Frühlings / 36
Wie das Geschehen unser Leben beeinflusste
• Niederschlagung des Prager Frühlings direkt miterlebt / 41
Eugen Gliege erinnert sich
• Wir waren dabei als im August 1968 die ČSSR besetzt wurde / 46
Wolfgang Schröder über seine Erlebnisse
• Als die Beatmusik unsere Dörfer eroberte / 52
Mit Mut, Ideenreichtum und kaufmännischem Geschick
• Ost-Popgrößen gaben sich im Kulturhaus die Klinke in die Hand / 59
ROW-AG Jugendkonzert macht Furore
• Jugendkrawalle in der Optikstadt / 65
Verfehlte Jugendpolitik führte zum Eklat
• Von den „Gerdis“ bis zu „Paternoster“ / 71
Bernd Gartschok - ein Leben für die Beat- und Rock- Musik
Autoren: Hans-Jürgen Wodtke und andere
Herausgeber: Rathenower Heimatbund e.V.
Format: 14,7 x 21 cm, Seiten: 76, Gewicht: 112 g, Sprache: Deutsch
Einband: Broschur, Erschienen: 2018, 1. Auflage
Preis: 7,50 € inkl. 7% MwSt.
Leseprobe
POS Milow, Schule auf dem Lande
Von der Ritterburg zur proletarischen Bildungsstätte
In der Zeit von 1951 bis 1984 befand sich die Milower Schule auf dem Gutshof am Ortseingang des Ortes. Generationen von Schülern wurden hier für das Leben nach der Schulzeit fit gemacht.
Im Volksmund hieß das Schulgebäude überall Raubritterburg. Und spätestens, wenn es einen mal in den Keller des altehrwürdigen Gebäudes verschlagen hatte, fand man den Beinamen mehr als berechtigt. Denn wie viele Schulgebäude im Osten, war auch die Milower Schule der Not gehorchend aus einem enteigneten alten Gutsgebäude entstanden. Dabei hätte der nach Kriegsende eingesetzte Landrat Paul Albrecht, laut seinen Memoiren, einst zu gern diesen gewaltigen Gebäudekomplex dem Erdboden gleich gemacht. In seinen Erinnerungen bedauerte er es sehr, dass die Milower den enteigneten Herrensitz bis 1950 mit Flüchtlingen und Vertriebenen vollgestopft hatten.
Zu gern hätte er damals den von der SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) 1947 erlassenen SMAD-Befehl Nr. 209 zur Liquidierung von Gutsgebäuden mit dem Ziel der Gewinnung von Baumaterialien für Neubauerngehöfte, im dienstbeflissenen vorauseilenden Kadavergehorsam befolgt.
Doch daraus wurde zum Glück nichts und aus der Behelfsunterkunft für Heimatlose entstand 1951 eine zusätzliche Schule für den Ort. Denn die hohen Schülerzahlen zu damaliger Zeit ließen überall die vorhandenen Dorfschulen aus den „Nähten platzen“. So auch in Milow und damit musste eine Alternative her.
Zentraler Schulort auch für Nachbargemeinden
Die Schule nahm ab 1961 auch alle schulpflichtigen Kinder aus Böhne und ab 1968
aus Bützer auf. Darüber hinaus wurden die 10-Klassen-Schüler der Nitzahner und Vieritzer Grundschule, mit wenigen Ausnahmen, bis zur Einführung der 10-Klassen-Schulpflicht im Jahre 1971 hier beschult.
Ich ging ab 1961 in die inzwischen zur POS (Polytechnische Oberschule) entwickelten Milower Schule. Es handelte sich seiner Zeit, bis auf die 9. und 10. Klasse, um eine zweizügige Bildungseinrichtung. Wir Schulkinder aus Bützer und Böhne wurden, für die damalige Zeit recht komfortabel, mit dem Schulbus zum Unterricht gebracht. Das war zu der Zeit durchaus noch nicht eine Selbstverständlichkeit.
Schülerverkehr in den 1960er
Natürlich kam es immer wieder mal zu Schulbusausfällen. Wenn das auf dem Hinweg geschah, freuten wir uns und blieben zu Hause. Wer hätte uns in den 1960er Jahren denn auch alternativ fahren sollen? Private PKWs waren auf den Dörfern noch die Ausnahme. Schwieriger wurde es, wenn der Schülerverkehr für die Heimfahrt ausfiel. Da konnte die Tasche auch noch so schwer sein, wer nach Hause wollte, musste die Strecke laufen.
Und die Chance auf ein Auto, dass uns von unterwegs mitnahm, war bei der dünnen Verkehrsdichte äußerst gering. Natürlich ließ sich diese Strecke, anders als heute, gefahrlos mit dem Rad bewältigen und wurde besonders von den Schülern aus dem nahegelegenen Bützer rege praktiziert.
Schwierige Schulmodernisierung
In den frühen 1960er Jahren entstanden im Dachgeschoß unserer Schule, quasi dem 3. Stockwerk, direkt unter dem Dach des einen Gebäudeflügels, neue ………………….