Inhaltverzeichnis
Vorwort / 3
Dieter Dombrowski
Vorbemerkung / 6
Der Beginn der Bürgerbewegung / 8
Gedächtnisprotokoll / 9
Irmhild Blackstein
Erlebnisse im Herbst 1989 / 15
Amkelina Kegel
Über die Mitarbeit im NEUEN FORUM / 24
Klaus Reimann
Bürgerbewegung DEMOKRATIE JETZT / 25
Gudrun Stecklina
Drei Zusammenkünfte im Gemeindehaus Süd /29
Schwierigkeiten mit den Staatsorganen / 31
Kilian Kegel
Auszüge aus dem Gerichtsurteil / 33
Günter Panknin
Bericht vom ersten Bürgerforum der "Freidenker" / 34
Uta Peisger
Gedächtnisprotokoll / 36
Burkhard Krüger
Bericht von der Demonstration am 7. Oktober 1989 in Berlin / 37
Falko Drescher
Der Schweigemarsch / 41
Es geht um unsere Kinder ... / 43
Petra Köppen/Irmhild Blackstein
Redebeiträge und Berichte von der ersten Großveranstaltung
des NEUEN FORUM am 05.11.1989/Lutherkirche / 46
Amkelina Kegel
Nationale Front der DDR bringt eigenen Beitrag ... / 54
Wolfgang Hamann
"Wir erhoben uns" - Die Demonstrationen / 56
Redebeiträge zu den Demonstrationen / 63
Telegramm der Bezirksbehörde des AfNS Gera / 82
Kreistagssitzung am 18.11.1989 / 85
Sonderkreistag am 06.12.1989 / 87
"Von Rathenow bis Pisa - ohne Visa" / 89
Die neue Heimstätte der Bürgerbewegung / 91
Aus der Tätigkeit der Arbeitsgruppen / 94
"Die Stasi-Besetzung" u. weitere Aktivitäten Rathenower Bürgerbewegung / 103
Der Runde Tisch des Kreises Rathenow / 113
Bildung parlamentarisch unabhängigen Untersuchungsausschuss / 120
Auszug parlamentarisch unabhängigen Untersuchungsausschuss / 126
Neue Parteien und Parteiwenden / 142
Wahlen 1990 /158
Schlusswort / 173
Anlagen zur Chronik der Wende (Berichte, Zeitzeugnisse, Beispiele / 175
und Dokumente aus der Zeit vor 1989 und der Zeit der Wende bis
zu den Wahlen 1990)
Autor: Ilona Marr und Sascha Schneider
Herausgeber: Kreisverwaltung Rathenow
Format: 15 x 20,8 cm, Seiten: 240, Gewicht: xxx g, Sprache: Deutsch
Einband: Broschur, Erschienen: 1992, 1. Auflage
Preis: 10,00 € inkl. 7% MwSt.
Leseprobe
Erlebnisse im Herbst 1989
von Amkelina Kegel
"Am 01.10.1989 hatte ich einen Termin in Berlin wahrzunehmen und nutzte gleich die Gelegenheit, Frau Bärbel Bohley einen Besuch abzustatten. Auf dem Sofa sass eine junge Frau, die über ihre politischen Ziele sprach. Zwei Männer wollten nicht zum Märtyrer werden, fragten was sie tun sollten. Frau Bohley war leider nicht anwesend. Nach geraumer Zeit mischte ich mich in das Gespräch ein und sagte, es könne meines Erachtens nur um die Ablösung der derzeitigen Gesellschaftsform (Diktatur des Proletariats) gehen und um die Etablierung einer pluralistischen Gesellschaftsform mit freien demokratischen Wahlen. Lange hielt ich mich dort nicht auf, sondern liess mir den "Aufbruch 89" geben und fuhr wieder nach Rathenow.
Am Abend feierten wir bei Frau Blackstein Geburtstag. Ich las das Flugblatt vor, und wir diskutierten darüber. Die meisten Freunde waren sehr abwartend, aber ich hatte alles nun schon mehrmals gelesen, und es gab Passagen in dem Aufruf, die mich ganz besonders ansprachen. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass die Oppositionsbewegung jetzt der Unterstützung aus der gesamten Bevölkerung bedurfte, und ich war entschlossen, meinen Beitrag dazu zu leisten. Sofort begannen wir, die Texte auf dem Computer zu vervielfältigen. Wir hatten verabredet, am 15.10.1989 im Gemeindehaus Süd eine Informationsveranstaltung im kleinen Kreis durchzuführen.
Am 7. Oktober war ich vormittags in Berlin und gab unsere Unterschriften (Blacksteins und meine) bei Frau Bohley ab. Meine Kinder begleiteten mich, und wir brachten ihr einen Blumenstrauß mit. Ich schreibe das nur, um deutlich zu machen, dass wir fest entschlossen waren, alles auf eine Karte zu setzen und dass wir auch keine Angst mehr hatten.
Inzwischen hatten wir auch den Brief "An die Freunde des "NEUEN FORUM" abgeschrieben und vervielfältigt. Am 15.10.89 trafen sich ca. 30 Menschen in Rathenow Süd. Ich stellte das Papier "Aufbruch 89" und den Problemkatalog vor und warb um Unterschriften. Mein Mann riet den Bürgern, das Gehörte erst zu überdenken. 40 Jahre lang hätten sie nichts gesagt, sie sollten gut überlegen, ob sie es jetzt wollten, denn nur eine in Verantwortung gegebene Unterschrift hätte Wert und Bestand. So kam es an diesem Abend zu keiner Unterschriftensammlung. Wir einigten uns auf ein 2. Treffen am 21.10.1989.
Einige Tage vor dem 15.10.89 fragte mein Sohn Kilian unsere Nachbarin Frau Ilona Marr, ob sie nicht im NEUEN FORUM mitarbeiten möchte: "Klar, mach ich", war ihre Antwort und von diesem Zeitpunkt an war sie unermüdlich dabei. Jede freie Minute setzte sie ein - zunächst beim Vervielfältigen der Texte. Sie, die wir vorher nur flüchtig kannten, saß nun täglich in unserer ………………..