Inhaltverzeichnis
Zum Geleit / 5
Catrin Seeger
Der Heimatbund intern / 30
Wolfram Bleis
Sagen und Legenden aus Märkischer Zeit (Teil 9) / 31
Gabriele Matties
Der Wendenkreuzzug von 1147 (Teil 2) / 34
Wolfram Bleis
Der Halbzeit guter Vierziger / 41
Günter Thonke
Kirchen und Festsaal für den Kaiser / 42
Wolfram Bleis
Thomas Neander Stadtschreiber in Rathenow / 54
Heike Brett
Über die Rathenower Familien Meinicke (Fortsetzung) / 58
Werner Coch
Das schauderhafte Thatenleben des Horst und der Delitz / 61
Dr. Bettina Götze
Neues über Hermann Ventzke / 67
Werner Coch
Kaufleute, Landwirte, Pfarrer und Künstler / 71
Rolf Neumann
Wie alt ist der Premnitzer See / 84
Werner Coch
70 Jahre Tennisverein Rathenow e.V. / 88
Dr. Peter Dietze
Die Gefangenen-Briefmarke von 1953 / 92
Werner Bader
Ein Leben mit Musik / 94
Jürgen Mai
Neues aus der Regionalliteratur / 95
Martina Bleis
Leseprobe
Wie alt ist der Premnitzer See?
Werner Coch
Die abwechslungsreiche Seenlandschaft unserer Havel-Region ist bekanntlich vorwiegend durch eiszeitliche Transportvorgänge entstanden. Beispiele dafür sind schmale Rinnenseen wie der Wolzensee, der Beetzsee, der Steckelsdorfer See und der Hohennauener-Ferchesarer See, die durch Gletscher und ihre Schmelzwässer ausgeformt worden sind. In den letzten Jahrhunderten kamen neue Gewässer hinzu, die der Mensch durch seine Aktivitäten geschaffen hat. Für die Gewinnung von Elb- oder Havelschlick als Ziegel-Rohstoff wurden 4 bis 6 m tiefe weiträumige Gruben ausgehoben, die sich später mit Wasser gefüllt und so neue Seengebiete gebildet haben. Das betrifft z.B. die „Erdelöcher" in Milow, Marquede und Bützer sowie die Teichlandschaften bei Döberitz, Fohrde, Briest und Kaltenhausen.
Der Premnitzer Stadtsee stellt dagegen eine Besonderheit dar. Seine Entstehung wurde sowohl von der Eiszeit als auch von Menschenhand beeinflusst. Deshalb sollen diese Vorgänge hier etwas ausführlicher untersucht werden.
Bernstein aus Premnitz
Aus der Geschichte der Premnitzer Aktienziegelei (1887-1912) ist bekannt, dass die Ziegeleiarbeiter in der Tongrube, die wir heute als Premnitzer See kennen, sehr viel Bernstein gefunden haben. Dieser wurde entweder als persönlicher Schmuck getragen oder an den Rathenower Drechslermeister Adolf Henkel (1859-1930), Havelstr. 33 hinter dem früheren Altstädtischen Rathaus (heute Steinstr. 28), zur Weiterverarbeitung verkauft. Das Drechslerwarengeschäft hatte der Vater Carl Hermann Henkel um 1860 gegründet. Es wurde schon 1866 in einem Gewerbeverzeichnis für Berlin und Brandenburg genannt. Nach Adolf Henkels Tod führte es seine Tochter Lydia Henkel (1887-1968) in dritter Generation bis etwa 1938 weiter. Die umfangreichen Premnitzer Bernsteinfunde waren eine willkommene Erweiterung der Geschäftstätigkeit des Drechslermeisters, so dass er etwa von 1902 bis 1904 zusätzlich einen Laden beim Buchbindermeister Richard Beyer in der Berliner Str. 7 betrieb.
Ziegelerde und Bernstein
Doch wie kam der Bernstein in die Ziegelerde und wann entstand der Premnitzer See?
Bernstein ist als Schmuckstein aus fossilem Harz bekannt. Er entstand erdgeschichtlich im Tertiär vor 30 bis 40 Millionen Jahren in sogenannten Bernsteinwäldern, die überwiegend in Skandinavien existierten. Später hobelten die Gletscher des skandinavischen Inlandeises die bernsteinführenden Schichten ab und transportierten sie bis in unseren Raum. Hier wurden sie abgelagert und in wärmeren Eiszeitphasen überwiegend durch Schmelzwässer weiter zerstört, so dass der Bernstein in die sedimentierten Schmelzwassersande eingebettet wurde. Im Havelland gab es an mehreren Stellen Bernsteinfunde, zum Beispiel in Brandenburg, Brieselang und bei Rhinow, wie Heinz Krüger schon vor über 25 Jahren im Rathenower Heimatkalender berichtet hat. Der Fundort Premnitz ist bisher nicht näher beschrieben worden…………...