Inhaltverzeichnis
zum Geleit / 5
Corrado Gursch
Der Heimatbund intern / 30
Wolfram Bleis
Sagen und Legenden aus märkischer Zeit, (Teil 8) / 32
Gabriele Mattnies
Der Wendenkreuzzug von 1147... / 36
Wolfram Bleis
Nachruf auf unser Vereinsmitglied Werner Ehrig / 45
Martin Sommerfeld
Über die Rathenower Familien Meinicke / 47
Werner Coch
Böhner in Japan mit Denkmal geehrt / 49
Hans-Jürgen Wodtke
Preußischer Adel heiratet Rathenower Geldadel / 52
Heike Brett
Nachruf für Martin Rehfeldt / 54
Dr. Peter Dietze
Rathenows Eisenbahnbrücke(n) über die Havel / 55
Hans-Jürgen Wodtke
Vergessene Bauwerke, Teil 6 „Restaurant am Wolzensee" / 62
Werner Coch
Wilhelm Wernicke, Rathenower Ehrenbürger (Fortsetzung) / 69
Heimo Karsch
Nachruf für Wolfgang Sommer / 74
Dr. Peter Dietze
Rathenows Hauptstraße bekam ein neues Gesicht / 75
Dr. Peter Dietze
Vor 60 Jahren: Premnitz wird das Stadtrecht verliehen / 81
Jürgen Mai
Nachruf Achim Rateitschak / 85
Hans-Jürgen Wodtke
50 Jahre Grisuten 72 Betrieb / 86
Jürgen Mai
Zur Erinnerung an Hans-Peter Bodenstein / 92
Dr. Reiner Krainz. Wolfram Bleis
Vorschlag zur Ehrung von Flugkapitän H.D. Kallbach / 93
Horst Schwenzer
Neues zur Regionalliteratur / 96
Martina Bleis
Leseprobe
Sagen und Legenden aus Märkischer Zeit (Teil 8)
Gabriele Matthies
Fisch für den Teufel
In Neufriedrichsdorf (Piependorf) bei Rathenow wohnte einst ein Bauunternehmer namens Karl, er war groß und von kräftiger Statur und ein richtiger Draufgänger. Doch war er oft auch traurig, weil seine Frau recht jung verstorben war und er viel alleine war und mit den gutgemeinten Sprüchen seiner Mitmenschen nichts anfangen konnte. So wurde er Dauergast im Gasthaus „Neue Welt", dort erhielt er von seinen Trinkkumpels den Spitznamen Columbus. In seinen getrübten Sinnen hielt er sich für trinkfest und unübertroffen an Körperkraft.
Als nach einer Beerdigung wieder einmal in der „Neuen Welt" das „Fell versoffen" wurde, trieb er es mit seinem Übermut zu weit und ward jeden leergetrunkenen Bierseidel an die Wand. Ein Freund warnte ihn: „Du, Karl, sieh dich bloß vor, sonst holt dich noch der Deibel!"
„Lat'n man komm'n, mein Knüppel steht neben meinem Bette", meinte Columbus mutig.
Nun kam aber der Teufel eher als gedacht. Karl schlief in der Nacht so tief, dass er den Bösen nicht rechtzeitig hörte. Der Teufel musste ihn wecken, und Karl erschrak fürchterlich. Er jammerte und flehte um sein Leben und um Schonung: „Ick gäv di, wat du willst, aber lat mi leben!"
„Gut", sprach der Teufel, „dann serviere mir sofort ein schönes Gericht, ich habe gerade Appetit auf Bratfisch mit Speck!"
Froh über die Nachgiebigkeit des Teufels ließ Karl das Gericht eiligst von seiner alten Magd zubereiten und auftragen. Es schmeckte dem Pferdefüßigen hervorragend. Deshalb verlangte er am nächsten Abend wieder bewirtet zu werden. Er erschien am nächsten Tag, die ganze Woche, den ganzen Monat und das ganze Jahr und speiste auf Karl seine Kosten.
Da hatte der Hausherr zu tun, die Fische herbeizuschaffen. Bald konnten die Havelländer Fischer ihm nicht mehr helfen, sie hatten ihre Kunden zu beliefern. So musste Karl selbst fischen gehen und hatte keine Zeit mehr, die „Neue Welt" zu besuchen. Er fand gute Freunde beim Fischereihandwerk, ärgerte sich nur, dass er den gesamten Fang an den Teufel ausliefern musste. Das müsse sich ändern, eines Abends gelang es ihm, den Teufel in einer Fußschlinge zu fangen. Dieses Mal musste der Teufel um seine Freiheit betteln und wurde erst freigelassen, als er auf alle weiteren Fischmahlzeiten verzichtete.
Nun war der Höllenfürst doppelt geprellt worden. Er verlor das gute Essen und eine Seele, denn Karl war ein solider Mann geworden und für die Hölle nicht mehr zu gebrauchen. Karl fand auch eine gute Frau und hatte mit ihr 5 Kinder und so gar keine Zeit mehr für die „Neue Welt". Der Fischerei auf den Havelseen blieb er sein Leben lang treu…………………….