Inhaltverzeichnis
Zum Geleit / 5
Kalendarium / 6
Fünf Dinge / 9
Johann Wolfgang von Goethe
Der Frühling hat sich eingestellt / 13
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Mondnacht / 21
Joseph von Eichendorff
Im Herbst / 25
Wilhelm Busch
8.Mai - 60. Gedenktag zum Ende des 2. Weltkrieges / 31
Fritz Mewes
Die Geschichte des Flugplatzes Stölln bei Rhinow / 35
Friedemann Hille, Johannes Hille
40 Jahre Fachgruppe Ornithologie in Rathenow und Limicolenforschung / 43
Johann-Joachim Seeger
Solle - verlandete Kleingewässer im Havelland / 47
Matthias Schmidt
50 Jahre Gemischter Chor Rathenow - Gesang in Dur und Moll / 51
Rosemarie Rühle
Imkerei im Westhavelland / 57
Manfred Berger
Aus dem Leben einer Schifferfamilie / 63
Gustav Isensee
Wallfahrt durch das Havelland - die Kirche von Buckow bei Nennhausen / 67
Wolfram Bleis
Rathenower Lichtspieltheater / 71
Erika Guthjahr
Die Bahnschranken läuten nicht mehr - ein Nachruf / 75
Rita König
Der Hobbymaler Rudolf Augustin / 77
Albrecht Brommauer
Friesacker Seriennotgeld / 79
Günter Kirchert
Das Hotel „Fürstenhof" in Rathenow / 83
Gabriele Matthies
Johann Heinrich August Duncker - ein vielseitiger Erfinder / 87
Martin Sommerfeld
Drei Witwen stifteten eine Kirche - Impressionen aus Schwanebeck / 89
Dieter Seidel
Aus dem Märkischen Sagen- und Anekdotenschatz / 93
Das Luch als Zufluchtsort / 95
Fritz Mewes
Leseprobe
Die Bahnschranken läuten nicht mehr - ein Nachruf
Rita König
Mein Leben mit der guten alten Städtebahn
Früher wurde ich jede Nacht davon wach. Später nutzte ich das Läuten als Uhr. Zehn vor sieben - ich muss los. Schließe ab, fahre zur Arbeit. Oder gehe zum Bahnhof. Zu dem gleich vor der Haustür. Die Schranken gehen noch einmal hoch. Jetzt hat der Zug angehalten. Ich steige in den kleinen Wagen, es riecht nach Öl. Die Sitze sind notdürftig geflickt und sauber. Ich schaue aus dem Fenster in die Kleingärten an der kurzen Strecke zum Hauptbahnhof. Im Sommer lag die Mulde hinter der Straße grün und gelb unter mir. Einmal saß da ein Fuchs, schaute mich mit großen Augen an. Ich schwitzte hinter dem Fenster des klapprigen Waggons. Heute ist der Tag grau und das Gras auch. Schülerinnen kichern und mühen sich vergeblich, die kurzen Jacken über nackte Hüften zu ziehen.
Unterwegs zwischen Nord- und Hauptbahnhof
Wie meistens fahre ich erlaubt „schwarz", weil der Fahrer abwinkt, sobald das Wort „Tageskarte" über meine Lippen kommt. Die kaufe ich am Hauptbahnhof. Bezahlt ist damit die gesamte Fahrt, auch die vom Nord- zum Hauptbahnhof.
Am liebsten nutze ich den Automaten, aber der nimmt die Scheine manchmal nicht, oder ich habe nur großes Geld, und dann muss ich mich doch anstellen, drinnen. Wo immer dann, wenn ich keine Zeit habe, jemand einen komplizierten Reiseweg sucht. Das dauert. Das nervt. Weil der zeitliche Spielraum begrenzt ist. Nicht, weil ich zu spät losgefahren wäre, sondern nur die Zeit zwischen den beiden Zügen habe.
Will die „Eule“ wieder zurück
Das alles ist nun vorbei. Ich warte morgens vergeblich auf mein Signal zum Aufbruch. Zum Hauptbahnhof muss ich gehen. Heißt er noch Hauptbahnhof? Wenn es nur noch den einen gibt? Mit dem Bus werde ich nicht fahren. Zurück vielleicht, aber nicht hin. Auf der Fahrkarte steht zwar „Verkehrsverbund", aber das weiß der Busfahrer nicht. Oder es interessiert ihn nicht. Er verkauft keine Tageskarten. Und doppelt zahlen mag ich nicht. Ohne Karte mitfahren lässt er mich aber auch nicht. Deswegen vermisse ich die „Eule".
Am 30. November 2003 wurde der Betrieb der Städtebahn auf der Strecke Rathenow-Neustadt/Dosse eingestellt.