Inhaltverzeichnis
Zum Geleit / 5
Kalendarium / 6
Winternacht / 9
Joseph Freiherr von Eichendorff
Er ist's / 15
Eduard Mörike
Mittag / 19
Theodor Fontane
Spruch / 27
Martin Luther
Der alte Zieten / 30
Theodor Fontane
1989 - 1999 10 Jahre seit der Wende / 31
Albrecht Brommauer
Brandenburgs unbestrittene Landeshymne ist 75 Jahre alt / 37
Werner Bader
Entwicklung der optischen Industrie in Rathenow nach der Wende (Schluß) / 41
Martin Sommerfeld
Aus der Postgeschichte der Stadt Rathenow (Schluß) / 49
Heinz Möller
Archäologische Betrachtungen am Markt der Stadt Friesack / 53
Gerard Jentgens
Das Knoblauchsche Herrenhaus - ein Kleinod in Pessin / 59
Torsten Krippner
Die Kirche in Berge / 62
Erika Guthjahr
Das Museum der Stadt Nauen / 65
Albrecht Brommauer
Heimatmuseum Falkensee / 67
Gabriele Heibig
Christoph August von Bredow auf Gut Schwanebeck (1780-1844) / 69
Max-Wichard von Bredow
Manfred Müller - „Storchenvater" des Westhavellandes / 73
Johann-Joachim Seeger
Vor 10 Jahren kam „Lady Agnes" nach Stölln / 77
Albrecht Brommauer
Das Kriegsende in Rathenow und die Zerstörung der SMA-Kirche / 79
Fritz Mewes
„Förderkreis zum Wiederaufbau der SMA-Kirche in Rathenow e.V." / 83
Hans-Walter Knackmuß
Vor 85 Jahren wurde der Bismarckturm in Rathenow eingeweiht / 86
Bernd Günther
Kirchplatz 6 - das älteste Wohnhaus Rathenows / 91
Wolfram Bleis
Aus der Geschichte der Rathenower Altstädtischen Apotheke / 93
Gabriele Matthies
Anekdoten aus dem kirchlichen Leben / 96
Fritz Mewes
Leseprobe
Das Kriegsende in Rathenow und die Zerstörung der Sankt-Marien-Andreas-Kirche
Fritz Mewes
Der Wiederaufbau der Sankt-Marien-Andreas-Kirche in Rathenow und das Wirken des Förderkreises für diese Kirche ist Anlass, an die Zerstörungen und das Kriegsende ab 24. April 1945 in Rathenow zu erinnern. Uber diese Ereignisse und seine persönlichen Erlebnisse findet man im Tagebuch des Rathenower Superintendenten Georg Heimerdinger folgenden Bericht:
Rathenow wird Kriegsschauplatz
„Das russische Heer nähert sich von Norden und Osten unserer Stadt. Sie soll bis zum äußersten verteidigt werden. Major Rüdiger leitet die militärische Aktion. Der Bürgermeister Dumke ist im Auto über die Elbe gefahren. Landrat Eckert und andere führende Persönlichkeiten sind ebenfalls geflohen. Wir bleiben hier im Dienst der Gemeinde. Wie Gott will, so geschehe uns.
Am Dienstag, dem 24. April, beginnt die Beschießung der Stadt. In der Superintendentur waren außer mir und meiner Frau 3 Flüchtlinge aus Ostpreußen, 4 Verwandte aus Berlin, die durch Luftangriffe alle ihre Habe verloren hatten, dazu 9 Leute aus der Nachbarschaft.
Kampf wie befohlen
Der Raum um unsere Kirche war der Mittelpunkt des Abwehrkampfes. Major Rüdiger hat getreu seinem Eid heldenmütig gekämpft, zum Leidwesen der Mehrzahl der Einwohner, die bei der Aussichtslosigkeit des Kampfes lieber die Stadt ohne Widerstand übergeben hätten. Vermutlich sollte er die Havelpässe halten, um den Rückzug anderer Heeresgruppen über die Elbe zu decken, was auch mit Erfolg geschah. Rathenow aber fiel diesem Befehl zum Opfer. Auf dem Kirchplatz waren Geschütze aufgefahren, von Norden, Osten und Süden wurde die Stellung Tag und Nacht mit Granaten beschossen. Es war ein Höllenkonzert, das kaum auf eine Stunde in der Nacht nachließ.
Schreie der Verwundeten, Bersten der Häuser, Feuersbrünste ringsumher bildeten die furchtbare Symphonie, besser die Katastrophe dieser Tage.
Die S-M-A-Kirche brennt
Am 26. April flammte der obere Teil des Kirchturms in ungeheurer Fackel empor. Es war ein grausiges Schauspiel, das ich vom Ende unseres Gartens mit ansah, bis die Spitze mit Kreuz und Kugel krachend zwischen Kirche und Gemeindehaus niederstürzte. Inzwischen war auch der Dachstuhl der Kirche vom Feuer erfasst. Am 27. April loderten die glimmenden Balken zum riesigen Brand empor.
Tagelang stürzten Teile des Ziegeldaches in die Tiefe. Dann folgte das Gestühl, in das unaufhörlich Granaten eingeschlagen waren. Aus den Fenstern loderten haushohe Flammen. Ein Singen und Dröhnen erfüllte die Luft, bis endlich nach Tagen der Brand von selbst erlosch.
Friedhof wird zur HKL
Am 28. April wurde der Turm der Friedhofskapelle in Brand geschossen. Ebenfalls eine furchtbare Fackel. Zwischen den Gräbern hatten sich überraschend Freund und Feind eingegraben und beschossen sich gegenseitig. Nach der Beschießung glichen die Ruhestätten unserer Toten einem Chaos: Bäume und Grabdenkmäler waren vielfach zersplittert. Die Nebenräume der Kapelle waren ……………..