Inhaltverzeichnis
Zum Geleit / 4
Märkische Heide / 7
Gustav Büchsenschütz
Der Frühling zieht ins Havelland / 11
Walther Seeger
Weißer Flieder / 15
August Hild
In der Sonne lagen wir am Meer / 19
Johannes R. Becher
Mein Havelland / 23
Max Krause, Walther Specht
Herbstmorgen / 27
Theodor Fontane
Rathenow (1216 - 1991) zum 775. Jubiläum / 30
Wolfram Bleis, Albrecht Brommauer, Rainer Raute
Die SMA-Kirche - ein Wahrzeichen von Rathenow / 50
Wolfram Bleis
Der romanische Kelch und seine Patene in Rathenow / 57
Dorothea Hallmann
Geschichte der Ziegelindustrie von Rathenow und Umgebung / 67
Erika Guthjahr
200 Jahre Mikroskopie in Rathenow / 77
Jürgen Balzer
Alte Volksbräuche - ein Teil des kulturellen Erbes, (Teil 8) / 85
(Hochzeitsfeiern in Rathenow nach dem Ortsstatut von 1612)
Rainer Raute
Wir sind das Volk! / 92
Albrecht Brommauer
Rhinow - 775 Jahre Geschichte des havelländischen Städtchens / 97
Gerd Mangelsdorf
Natur-Touristen / 101
Johann-Joachim Seeger
Der Rathenower Dichter Friedrich Wilhelm Eigendorf / 103
Erika Guthjahr
Leseprobe
Natur-Touristen
Johann-Joachim S e e g e r
Naturerlebnisse um fast jeden Preis
Da gibt es welche, sehr reiche Leute mit viel Zeit, deren Sammlertrieb sie mehrfach um den Globus reisen ließ. Im Notizbuch wurde unter dem Tagesdatum vermerkt, welche rare Tier- oder Pflanzenart zur Beobachtung kam. Treffen sich solche, werden Erfahrungen ausgetauscht: „Letztens hatte ich das Glück, die Celebes-Waldschnepfe zu beobachten, nun fehlt nur noch die Kupferspiegelente in Chile, dann habe ich meine für dieses Jahr vorgenommenen zehn Arten geschafft'."
Ganz sicher handelt es sich bei diesen „Touristen" um Experten, die keineswegs Schaden anrichten wollen. Wenn aber nun die auserwählte Art vom Aussterben bedroht ist und nur noch in geringer Zahl innerhalb geschützter Refugien vorkommt, siegt dann das vernünftig begründete Verhalten, nicht zu stören - oder die Sammlerleidenschaft? Wie im Großen - so im Kleinen.
Offene Grenzen, neue Herausforderungen für die havelländische Natur
Schon längst haben sich die Einheimischen rund um den Gülper See damit vertraut machen müssen, daß Pkw-Kolonnen und Busse mit Nummernschildern verschiedener europäischer Staaten das Umland dieses geschützten Gebietes befahren. Einzelbeobachter oder auch ganze Hundertschaften entsteigen den Fahrzeugen und richten die Ferngläser auf Sumpf- und Wasservögel, deren Anblick in großer Arten- und Individuenzahl des Ornithologen Herz freudig schlagen läßt. Daß die am nächsten rastenden Tiere verstört das Weite suchen, ist doch nur natürlich. Nur ein Vögelchen, ein rechter Zwerg, ist sitzengeblieben. „Ist das nicht dieser seltene . . . nein, das wäre zu exotisch!" Man muß zur sicheren Identifizierung eben näher heran. Und schon ist der Bann gebrochen und die Grenze des Schutzgebietes überschritten. Sammlerleidenschaft im Kleinen, gepaart mit faunistischer Notwendigkeit.
Keineswegs aber wirkt allein der Gülper See als Magnet in unserem Kreis. Vielmehr hat die gesamte Havelniederung während des Frühjahrs, wenn weite Grünlandflächen überflutet sind und sich hier Tausende von Gänsen, Enten, Schwänen, Watvögeln und anderen Wasservögeln tummeln, erhöhte Anziehungskraft für Naturbeobachter. Und es ist zu erwarten, daß ihre Zahl ab Frühjahr 1990 erheblich anwächst.
Regeln zum Schutz der Natur sind unausweislich
Um das sehen zu können, was die untere Havel bietet, mußten Westberliner Ornithologen tief in die Tasche greifen oder Fahrten bis zur Nordseeküste in Kauf nehmen. Jetzt brauchen sie das nicht mehr, und das ist gut so! Aber: das wissenschaftlich interessante Geschehen konzentriert sich immer nur auf einige Überschwemmungsflächen im Haveltal, so daß gleichfalls eine Beobachterkonzentration an eben den gleichen Stellen zu befürchten steht. Wer könnte unter den jetzt gegebenen Umständen garantieren, daß dadurch nicht unvertretbare Störungen eintraten? Hier mündet wiederum sehr deutlich der Natur-Tourismus in die Naturschutzproblematik ein. Eine Kanalisierung des Besucherstroms ist anzuraten und auch möglich, noch aber fehlt es an Voraussetzungen.
Es soll zum Schluß………………….