Der Rathenower Heimatkalender – Bestseller seit 1909
Der Rathenower Heimatkalender kann auf eine, wenn auch mit einigen Unterbrechungen, über einhundertjährige Tradition zurückblicken. In dieser Zeit haben sich immer wieder an der Regionalgeschichte interessierte Frauen und Männer gefunden die gemeinsam ihre und auch die von anderen Heimatfreunden zusammengetragenen Geschichten und Geschichte für einen stets vorhanden Leserkreis veröffentlicht haben. Im Jahre 2026 erscheint voraussichtlich der 70. Nachkriegskalender.
Quelle: BRAWO /
Autor: Hans-Jürgen Wodtke
Seit über 100 Jahren Kalender für das Westhavelland
Walther Specht, der „Vater“ des hiesigen Heimatkalender
Bereits 1909 gab Walther Specht das erste Pendant, den „Kalender des Kreises Westhavelland“ heraus. Ab 1920 änderte sich der Name mehrmals. In den zwanziger Jahren erschien der Heimatkalender mit einigen Unterbrechungen, so 1920 als zwölfter und 1925 als dreizehnter Jahrgang. Die dann folgenden Jahrgangshefte 1926 bis 1929 gelten, wie ihre Vorgänger, auch heute noch als sehr lesenswert, weil darin unsere Heimatgeschichte aus der Sicht der Zeit widergespiegelt wird. Am Erscheinen dieser geschichtlichen Jahreskalender hatte weiterhin Walther Specht maßgeblichen Anteil. Nach einer Pause von acht Jahren erschien 1937 bis 1938 der „Kalender des Kreises Westhavelland“ und von 1939 bis 1941 „Kalender für Rathenow-Westhavelland“ als Fortsetzung der Reihe. Inhaltlich waren diese Ausgaben, im Geiste der Zeit, zu Druckwerken mit überwiegendem NS-Gedankengut mutiert.
Nachkriegsära unter dem Kulturbund
Als sich dann 1956 Heimatfreunde beim damaligen Kulturbund in Rathenow zusammenfanden und den ersten Rathenower Heimatkalender nach dem Kriegsende vorbereiteten, war nicht abzusehen, dass daraus eine noch heute erfolgreich währende Tradition werden sollte. Trotz mancher materieller und technischer Schmierigkeit sowie parteipolitischer Gängelei und Vorgaben fanden sich bis 1990 immer ausreichend Autoren und couragierte Verantwortliche die unverzagt am Projekt Heimatkalender für die Region festhielten. Ab 1977 war es der gebürtige Ostpreuße Albrecht Brommauer, den es in der Nachkriegszeit nach Rathenow geführt hatte, der sich für die nächsten Jahre als verantwortlicher Redaktionsleiter mit Herz und Sachverstand an die Spitze des Projektes stellte.
Nachwendezeit mit dem Rathenower Heimatbundes e.V
Er war es auch der 1990/91 die Gründung des Rathenower Heimatbundes e.V. vorantrieb und der erste Vereinsvorsitzende wurde. In dieser Funktion war er bis zu seinem plötzlichen Tod im Spätsommer 2004 tätig. Seit dieser Zeit führt sein einstiger Stellvertreter, der Heimatfreund und Architekt Wolfram Bleis, die Geschicke des Vereins mit Erfolg weiter.
Bereits zwei Jahre später gab der Rathenower Heimatbundes e.V., zusätzlich zum Heimatkalender, eine Publikation zum Kriegsende im Havelland und Elb-Havel-Winkel mit dem Titel „Die letzten Tage im Krieg und die ersten Wochen im Frieden in der Region um Rathenow“ heraus. Zwischenzeitlich sind drei weitere Fortsetzungen erschienen und sind allesamt, wie Bleis beim letzten Treffen resümierte, zu Bestsellern und damit zu Garanten für eine solide finanzielle Basis des Verein geworden. Ähnlich erfolgreich läuft eine 2014 als Sonderausgabe zum Rathenower Heimatkalender gestartete Reihe. Zum Ende des vergangenen Jahres erschien unter dem Titel „Rathenower Baumeister der Vergangenheit“ bereits die Sonderausgabe Nr. 6. Dabei zeichnet allein für fünf, der von der Leserschaft mit großem Interesse aufgenommenen Schriften, der Premnitzer Heimatfreund Werner Coch verantwortlich.