Inhaltverzeichnis
Zum Geleit / 5
Albrecht Rademacher
Kalendarium / 6
Der Heimatbund intern / 31
Ralf Kuberski, Wolfram Bleis
Besetzung der Stasi-Zentrale in Rathenow, 4. Dezember 1989 / 34
Vor 20 Jahren - 23. Oktober 1989, das Wunder von Stölln / 37
Heinz-Dieter Kallbach
Vor 70 Jahren - ein Bildbericht Böhne 1944 /Rathenow 1945 / 42
Ralf Kuberski
Kleine Räder ganz groß - BMX-Funsport in Rathenow / 47
André Neidt
Seit 15 Jahren - der Vorlesewettbewerb im Havelland / 49
Ulrike Wünsch
Die handwerkliche Kunst des Blaudruckes / 51
Gabriele Matthies
Johann Friedrich Sprotte - Stadtbaurat in Rathenow 1909 - 1931 (1. Teil) / 54
Hans Müller
Warum in d. Ferne schweifen, wenn d. Fernweh auch vor Ort gestillt ... / 61
Sylvia Wetzel
Vor 600 Jahren - Rathenow und die Burg Friesack unter der Herrschaft der Quitzows / 65
Dieter Seidel
Ab in den Westen / 67
Rita König
Die Röhmrevolte im Havelland - ein Zeitzeuge berichtet / 71
Dr. Dr. Hans Schütte
Vom Havelland ins ferne Sri Lanka - ein Weg, der mein Leben veränderte / 75
Andrea Launhardt
Die Rathenower optische Industrie und die Entwicklung der Luftfahrt / 79
Werner Coch
Die Stauchendmoräne Milower Berg / 81
Heinz Krüger
75 Jahre Steinmetzbetreib Neils - ein Familienbetrieb mit Tradition / 83
Christa Eißer
Das Kinder- und Jugendparlament Rathenow hat sich etabliert / 86
Susanne Meier
Etzin - ein osthavelländischer Ort mit Geschichte (Fortsetzung) / 87
Dieter Seidel
Ein unbequemer Mensch - der Rathenower Otto Seeger (1879-1967) / 91
Dr. Klaus Seeger
Nachruf auf Günter Mangelsdorf / 95
Felix Escher
Leseprobe
Etzin - ein osthavelländischer Ort mit Geschichte
Dieter Seidel
Ein im Heimatkalender 2006 erschienener Artikel informierte über die Geschichte Etzins, heute ein Ortsteil der Stadt Ketzin. Ein zweiter Beitrag, der Entwicklung der Kirche und ihrer Pfarrer gewidmet, soll nunmehr das Bild von Etzin abrunden.
Fontane und Duchstein
Fand Theodor Fontane in dem damaligen Pfarrer Ernst Duchstein einen kundigen Führer, so hatte ich mit Klaus Brosig, dem heutigen Pfarrer von Etzin, einen Ansprechpartner gefunden, der mir kompetente Auskünfte über das Gotteshaus und seine Pfarrer gab. Zwei von ihnen, zum einen Joachim Friedrich Seegebart, der für Fontane der Anlass war, den Ort zu besuchen, und zum anderen Johann Peter Süßmilch, der Wegbereiter der modernen Statistik, wenn dieser auch nur für kurze Zeit sein Predigeramt in Etzin ausübte, sind dabei besonders erwähnenswert. Daneben verdienen noch weitere Prediger durchaus unsere Aufmerksamkeit, und nicht nur deshalb, weil sich noch heute Erinnerungen an sie in der Kirche befinden.
Die Kirche von Etzin
Schon im Jahr 1313 bestand in Etzin eine eigene Kirche, und der dort wirkende Pfarrer Wilhelm wird als Mitglied des Kalandes1 zu Spandau namentlich urkundlich erwähnt. Der Bischof von Brandenburg Dietrich II. (1347-1365) vereinigte im Jahre 1360 die Gemeinden Etzin und Knoblauch zu einer Pfarrei. Der Grund für diese Zusammenlegung war ein rein ökonomischer. Die Einkünfte waren zurückgegangen und die beiden Orte damit nicht in der Lage, jeweils einen eigenen Pfarrer zu unterhalten. Wurde zunächst Knoblauch als Mutterkirche bezeichnet, bestimmte 1381 sein Nachfolger Bischof Dietrich III. (1365-1393) Etzin zum Hauptsitz und damit Knoblauch als Filiale. Diese Unterstellung wurde bis zum Abriss der Gemeinde Knoblauch im Jahre 1969 auch so beibehalten. (Rathenower Heimatkalender 2003, S. 83 ff.)
Das Patronatsrecht übten die Domherren zu Brandenburg aus. Dieses Patronat der „canonici" bestätigte auch die Kirchenvisitation, die nach Einführung der Reformation in der Mark Brandenburg 1541 durchgeführt wurde. Aus dem Visitationsprotokoll geht hervor, dass sich das Pfarrhaus in einem schlechten Zustand befand, so dass „der Pfarrer dorin mit seinem vieh mit gefhar sitzen muß". Den Etzinern wurde auferlegt, dieses „notturfftig zu bawen und sich mit dem Pfarrer des ausgelegten gelts halben zu vergleichen". Der Besitz des Pfarrers wird mit zwei Hufen2, einer Wiese, zwei Pferde, ein Wagen, ein Pflug sowie zwei großen und zwei kleinen Leitern angegeben. Das Winterkorn war bereits ausgesät, und 2 WispeP Gerste und 1 Wispel Hafer für die Sommersaat waren vorhanden. Ihm standen weiterhin 1 Pfund Betwachs, der Kornzehnt und der dritte Teil des Fleischzehntes zu.
Theodor Fontane
Dieser beschrieb die rechteckige, verputzte Saalkirche von 1773 mit ihrem in der Mitte des 17. Jahrhunderts errichteten Westturm als „eine wahre Bau-erndorfkirche", und sie sei „wie das Dorf selbst, schlicht und einfach". Diese Kirche wurde 1945 schwer beschädigt und in den Jahren 1948 und 1967/68 restauriert, wobei der Turmstumpf ein Satteldach erhielt, das ein schlichtes Metallkreuz ziert. Bei der zweiten Sanierung wurde an der dem Turm gegenüber liegenden Seite eine Leichenhalle angebaut. Zurzeit sind alle Anstrengungen darauf gerichtet, das ……