Inhaltverzeichnis
• Vorwort / 4
Bürgermeister Ronald Seeger
• Rathenows Eisenbahn- und Straßenbrücken über die Havel / 6
Hans- Jürgen Wodtke nach Recherchen von Günter Thonke
• Der Burgwall Alt-Rathenow / 11
Wolfram Bleis
• Bölkershof - Ziegelei, Gutshof, Gewerbepark / 15
Hans- Jürgen Wodtke nach Recherchen von Heike Brett
• Bölkershof - vom Bauernhof zur Gewerbeansiedlung / 18
Corrado Gursch und Hans Blackstein
• Ludwigslust- Ziegelei, Bauernhof / 21
Hans- Jürgen Wodtke nach Recherchen von Heike Brett
• Bauer Krubers Spargelhütte / 25
Hans- Jürgen Wodtke
• Der Böhner Ludwigshof / 28
Hans- Jürgen Wodtke nach Recherchen von Heike Brett
• Paul Schmidt, erfolgreicher Weltenbummler vom Ludwigshof / 32
Hans- Jürgen Wodtke
• Der Rote Weg aus Ziegelschutt / 33
Hans- Jürgen Wodtke
• Flora und Fauna am Havelradweg entdecken / 35
Hans-Joachim König
• Die Havel in der Böhner Region / 49
Hans- Jürgen Wodtke
• Havelschifffahrt einst und heute / 53
• Die Böhner Königsgrabenbrücke / 58
• Der Einfluss der Elbe auf unsere Region / 60
• Der Böhner Gutshof / 65
• Die beiden Böhner Rittergüter / 68
• Das Böhner Schwedenhaus / 71
• Von Böhne aus gegen die Schweden / 74
• Böhner Havelstrand / 79
• Böhner Rittergutsziegeleien / 82
• Hans- Jürgen Wodtke nach Recherchen von Heike Brett
• Böhner Windmühle / 85
Christian Stachowiak und Hans- Jürgen Wodtke
• Saisonale Fährverbindungen über die Havel / 89
Hans- Jürgen Wodtke
Autoren: Hans-Jürgen Wodtke und andere
Herausgeber: Habitourist Verlag Rathenow
Format: 14,4 x 22 cm, Seiten: 92, Gewicht: xxx g, Sprache: Deutsch
Einband: Broschur, Erschienen: 2021, 1. Auflage
Preis: 10,00 € inkl. 7% MwSt.
Leseprobe
Bölkershof - Ziegelei, Gutshof, Gewerbepark
von Hans- Jürgen Wodtke nach Recherchen von Heike Brett
Mit der Ansiedlung Bölkershof verbinden heute die meisten Menschen, den von der Abfallbehandlungsgesellschaft Havelland mbh betriebenen Wertstoffhof oder denken an die anderen hier nach der politischen Wende entstandenen Gewerbeunternehmen. Doch der Bölkershof hat eine lange Tradition und ist schon rund 200 Jahre alt. Gründungsanlass war seinerzeit der Aufbau einer kleinen Ziegelei und eines landwirtschaftlichen Anwesens.
Gründerfamilie Bölker
Als Gründer des Bölkershofes gilt Johann Christian Bölker, zu der Zeit Dorfschulze von Steckelsdorf. Er wurde im Jahre 1777 in Neuermark an der Elbe geboren. Im Jahre 1795 heirate er Ilse Catharina Bartels aus Steckelsdorf und wohnte mit seiner jungen Familie zunächst in seinem Geburtsort. Hier wurden auch seine Kinder geboren. Nach 1810 wurde Bölker von der Familie von Katte zum Lehn- und Gerichtsschulzen in Steckelsdorf berufen. Fortan wohnte er mit seiner Familie auf dem örtlichen Schulzenhof. Von nun an fungierte Bölker als wichtiges Bindeglied zwischen der Gutsherrschaft und der Dorfbevölkerung. Zum Steckelsdorfer Schulzenhof gehörte ein ca. zwei Hufe großer Grundbesitz, zwischen Dorf und Havel gelegen.
Bei einem verheerenden Feuer am 6. Mai 1819 brannte nicht nur der Schulzenhof, sondern fast das gesamte Dorf nieder. Von der Tragödie gezeichnet, entschloss sich Bölker, sein abgebranntes Anwesen nicht mehr im Dorf, sondern außerhalb auf seiner Plane (Acker) neu aufzubauen. Mit dem Neuaufbau des Schulzenhofes anderthalb Kilometer von der Havel und zweieinhalb Kilometer vom Ort entfernt, wollte Bölker möglichen weiteren Dorfbränden entgehen.
Seine neuen Gebäude errichtete er, aus Brandschutzgründen und damit seiner Zeit voraus, komplett aus Ziegelsteinen. Zur Fertigung der benötigten Ziegel und Dachsteine schuf er am neuen Wohnstandort seine eigene Ziegelei. Diese nahm im Jahre 1820 die Produktion auf und war mit einem altdeutschen Ofen mit Holzfeuerung ausgestattet. Die sogenannte „Bauernziegelei“ war zunächst nur zur Eigenbedarfsdeckung vorgesehen. Deshalb waren zu der Zeit auf der recht kleinen Ziegelfertigungsstätte neben dem Ziegelmeister auch nur noch ein Ziegelarbeiter tätig.
Johann Christoph Bölker und seiner Frau Ilse Catharina wurden zwei Söhne, Johann Christian, (*1796) und Johann Friedrich, (*1802) geboren. Beide Söhne waren, den Kinderschuhen kaum entwachsen, nicht nur willkommene Arbeitskräfte auf dem elterlichen Bauernhof, sondern erlernten in der väterlichen Ziegelei von der Pike auf frühzeitig das Ziegeleihandwerk.
Der jüngere der Brüder heiratete im Jahre 1832 Friederike Caroline Behrendt, eine Bauerntochter aus Ferchesar. Später übernahmen beide deren elterliche Bauernwirtschaft im Ort. Im Jahre 1846 expandierte Johann Friedrich Bölker und errichtete in der Gemarkung Ferchesar „Tegeland“, direkt am Hohennauener See, eine eigene Ziegelei.
Im Dezember 1833 verstarb im Alter von 62 Jahren Ilse Catharina Bölker, geb. Bartels auf dem Bölkershof. Ein Jahr darauf heiratete der inzwischen wohlhabende Dorfschulze und Ziegeleibesitzer Johann Christoph Bölker die Witwe Anna Dorothea Kampe geb. Schmidt aus Groß Mangelsdorf. Noch vor der Übergabe des Familienbesitzes an den erstgeborenen, noch ledigen Sohn, Christian Bölker, verstarb dieser mit nur 39 Jahren im Oktober 1835. In den Folgejahren entschloss sich Senior Bölker schließlich sein Anwesen zu verkaufen.