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Der Rathenower Heimatbund e.V. wünscht seinen Unterstützern und seiner werten Kundschaft eine gesegnete Vorweihnachtszeit.
35. und 70. Jubiläum
Rathenower Heimatkalender 1909, 1957 und 2026: Der Engel mit Adler - Stadtwappen bis 1939 - hat sich gehalten. Grafik WodtkeSeit 1909 erzählt der Rathenower Heimatkalender Geschichten aus dem Westhavelland – über Generationen hinweg gepflegt und lebendig gehalten. Nach dem Neuanfang 1956 entwickelte er sich erneut zu einem Spiegel regionaler Kultur und Geschichte. Seit 1990 bewahrt der Rathenower Heimatbund e.V. diese Tradition, trägt das regionale Gedächtnis weiter und vernetzt Menschen mit Engagement für die Heimatgeschichte miteinander. Jubiläen wie „35 Jahre Heimatbund“ feiern dabei nicht nur vergangene Jahre, sondern das lebendige Band zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dieser besonderen regionalen Kultur.
Quelle: BRAWO vom 29. Nov. 2025 /
Autor: Martin Sommerfeld
35 Jahre Rathenower Heimatbund und 70 Jahre Rathenower Heimatkalender
von Martin Sommerfeld
Der Rathenower Heimatkalender ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil regionalgeschichtlicher Kulturarbeit im Westhavelland. Er geht auf die Initiative des Lehrers und Heimatforschers Walter Specht (1873–1948) zurück, der 1909 die erste Ausgabe veröffentlichte und damit auch heute ein noch lebendiges Projekt begründete. Nach dem Zweiten Weltkrieg brach die Tradition zunächst ab: Die Kriegsfolgen, der Wiederaufbau und der Tod Spechts hinterließen eine Lücke, die erst 1956 wieder geschlossen wurde.
Auf Initiative des Stadtarchivars Bölicke und des Kulturfunktionärs Richard Rabenalt erschien zum Jahresende1956 der erste Heimatkalender der Nachkriegszeit – und war sofort vergriffen. In den Folgejahren wurde der Kalender von Mitgliedern des Kulturbundes getragen, die sich ehrenamtlich der regionalen Geschichtsarbeit widmeten. Die staatlichen Stellen sicherten zwar Papier und Druckkosten, übten jedoch auch Kontrolle aus. Inhaltlich sollten die Hefte die „werktätige Bevölkerung“ bilden und politisch im Sinne der DDR-Kulturpolitik wirken. Das zeigt sich exemplarisch im Vorwort der Ausgabe 1962, in dem der Kalender als ein Beitrag zur sozialistischen Volkskultur bezeichnet wurde.
Zu den prägenden Autoren der frühen Jahre gehörten u. a. Walther Seeger, Walter Mielecke, der Künstler Gerhard Zimmermann sowie der Schriftsteller August Hild.
In den 1970er-Jahren war die angebotene Themenvielfalt breit: Kultur, Volkskunst, Landwirtschaft und Stadtentwicklung bestimmten die Beiträge in den Kalenderausgaben.
Zu einem besonderen Ereignis des Anstoßes wurde die Kalenderausgabe 1976. Ein Artikel des damaligen Kreisvorsitzenden des Kulturbundes Dr. Heinz Schirrholz enthielt Kritik an der Politik der SED-Kreisleitung und bemängelte zudem den fehlenden Ausbau des Bismarckturms. Die Folgen waren parteiinterne Krisensitzungen zur Schadensbegrenzung und zur umgehenden Entfernung der Ausgabe aus dem Handel sowie zur Absetzung von Schirrholz. Die Ausgabe von 1976 gilt daher bis in die heutige Zeit als seltenes Sammlerobjekt.
Ab 1978 übernahm Albrecht Brommauer (1936–2004) die Redaktionsleitung und führte den Heimatkalender mit großem Engagement weiter. In den 1980er-Jahren stabilisierte sich darauf die Arbeit der Fachgruppe „Heimatgeschichte – Rathenower Heimatkalender“. Der Pädagoge Werner Ehrig trat 1984 als Lektor an die Stelle der erkrankten Rosemarie Muchin und prägte über Jahre maßgeblich die Qualität der Textbeiträge.
Mit der politischen Wende 1989/90 zerfiel der DDR-Kulturbund; gleichzeitig wuchs die Erkenntnis, dass der Heimatkalender eine neue organisatorische Basis benötigte. Auf Initiative von Albrecht Brommauer, Georg Braun und Wolfram Bleis gründete diese am 5. Dezember 1990 den Rathenower Heimatbund e. V., der am 17. Dezember 1991 offiziell in das Vereinsregister eingetragen wurde. Brommauer wurde nachfolgend einstimmig Vorsitzenden gewählt – ein Amt, das er bis zu seinem zu frühen Tod 2004 innehatte.
Zu den ersten Mitgliedern gehörten neben Rainer Raute, Werner Ehrig und Gustav Isensee auch jüngere Heimatfreunde wie Martin Sommerfeld, später Torsten Krippner und Gabriele Matthies.
Auch die verdiente Heimatforscherin Erika Guthjahr, die bereits zu DDR-Zeiten im Kalender publiziert hatte und 1996 Ehrenbürgerin der Stadt wurde, brachte sich aktiv ein. Weitere wichtige Unterstützer waren der Regionalhistoriker Fritz Mewes sowie der Fotograf Ralf Kuberski, der über Jahre Bildmaterial sowie die Umschlagcollagen lieferte.
Seit den 1990er-Jahren entwickelte sich der Heimatkalender zum „Flaggschiff“ des Vereins. Ab 2014 kamen thematische Sonderausgaben hinzu, zu denen besonders Werner Coch mit mehreren Heften beitrug.
Seit dem letzten Jahr bauen das Vereinsmitglied Hans-Jürgen Wodtke und Dennis Dahm einen Internetauftritt auf über den bereits alle über den Verein angebotenen Publikationen weltweit publiziert und vermarktet werden.
Am 23. August 2025 feierte der Rathenower Heimatbund e.V. sein 35-jähriges Bestehen. Mitglieder, Unterstützer und Familienangehörige kamen auf dem Böhner Wilhelminenhof zusammen, um auf eine erfolgreiche Vereinsgeschichte zurückzublicken. Dabei fiel die Bilanz durchweg positiv aus: Der Verein hat die regionalgeschichtliche Arbeit im Westhavelland über Jahrzehnte maßgeblich mitgetragen, den Heimatkalender und andere Printprodukte kontinuierlich herausgegeben und durch das hohe ehrenamtliches Engagement seiner Mitglieder und Unterstützer ein Stück Identität der Region bewahren geholfen.