Kurztext: 1973 begann die Mobiltelefonie mit Martin Coopers erstem Handy. GSM, SMS, E-Mail und Internet folgten, Nokia und andere prägen die Entwicklung. 1999 kamen Kamerahandys, 2004 UMTS, 2007 Apples iPhone revolutionierte Bedienung und Nutzung. Heute sind Smartphones multifunktionale Alleskönner, die unser Leben stark verändern und zeigen, wie rasant Technik und Kommunikation sich entwickelt haben.
Zum 50-jähriges Jubiläum des Mobiltelefons
Der ereignisreiche Weg vom Handy zum Smartphone
von Hans-Jürgen Wodtke
Möglicherweise liegt es gerade, während sie diesen Beitrag lesen, neben Ihnen. Vielleicht haben sie kurze Zeit zuvor aber auch noch ihre persönlichen und überregionalen Informationen aus der weiten Welt gecheckt oder einfach nur kabellos telefoniert. Die Rede ist von ihrem Smartphone, dem mobilen Alleskönner, dem multifunktionalen Gerät im Hosentaschenformat, dass unsere Welt nicht nur bereichert, sondern uns auch, so wir nicht Acht geben, mehr und mehr beherrschten kann. Besonders die Generation der Teenager und jungen Erwachsenen hat das Smartphone heute schon längst fest im „Griff“. Studien belegen, dass diese Altersgruppe bereits durch bis zu 7,5 Stunden tägliche Smartphone-Nutzung, mit steigender Tendenz, auffällt. Bemerkenswert ist auch die Mitteilung, dass in der fast Neun-Millionen-Metropole London im vergangenen Jahr um die 42.000 Mobilgeräte in der Kloschüssel gelandet und für den Nutzer auf nimmer Wiedersehen verschwunden sind.
50 Jahre Handy-Entwicklungsgeschichte . Grafik KI-generiert
Die Anfänge des Mobiltelefons
Dabei hat doch im Labor in Chicago 1973 alles ganz bescheiden angefangen. Damals wurde vom Motorola-Mitarbeiter Martin Cooper ein noch unhandliches, wie schweres, aber mobiles Telefongerät vorgestellt, mit dem man ohne festen Telefonanschluss telefonieren konnte. Gedacht war dieses Gerät für Interessenten, welche standortunabhängig kommunizieren wollten und dabei keine, wie in den fünfziger und sechziger Jahren noch üblich, „riesigen“ Anlagen mitführen wollten. In dieser Zeit waren sogenannte Autotelefone, welche besonders in Fahrzeugen fest verbaut wurden und ein beachtliches technisches Equipment verlangten, bei finanzstarken, vornehmlich in der westlichen Wirtschaftswelt tätigen Nutzern im Einsatz.
Technologische Grundlagenstandards für GSM
Doch neben der unverkennbar merklichen Verkleinerung des neu entwickelten Gerätetyps, machte erst die Erfindung der sogenannten Waben-Funknetz-Technologie den Weg für eine stürmische Entwicklung frei.
Doch während die US-amerikanische Mobilfunkbranche dann mehr als ein Jahrzehnt beim Streit mit einheimischen Zulassungsbehörden verlor, entwickelte sich die Mobilfunknutzung in Nordeuropa rasant weiter. Die Zulassungsbehörden in den skandinavischen Ländern, einschließlich Finnlands, genehmigten erstmals auf dem Globus den Aufbau eines heute als Roaming bekannten, länderübergreifenden mobilen Funknetzes. In den Folgejahren wurde das in Finnland bereits viele Jahre ansässige Unternehmen Nokia zu einem innovativen, für über ein Jahrzehnt den weltweiten Mobilfunkmarkt vorantreibender Player. Den Ingenieuren und Technikern von Nokia ist auch die Etablierung des ersten digitalen Mobilfunknetzes maßgeblich zu verdanken. Bereits ab den späten 1980er Jahren erfolgte die Einführung dieses als GSM-Standard (Global System for Mobile Communications) bezeichneten und sich rasch entwickelnden Netzes. Ab 1991 begann man auch in Deutschland mit einem raschen Ausbau des nun nicht nur für Telefonie, sondern auch für Datenaustausch tauglichen GSM-Netzes. Die Mobilfunkgeräte wurden in der Folge nicht nur leistungsfähiger, sondern auch merklich kleiner. Dennoch wog das erste 1993 in meinem Büro zum Einsatz gekommene GSM-taugliche Gerät der Kieler Firma Hagenuk noch stolze 565 Gramm. Zudem war es im Verhältnis zu heutigen Mobilfunkgeräten noch recht unhandlich und man konnte damit damals auch nur telefonieren. Doch auch selbst das war auf dem „flachen Land“ bei weitem nicht überall und ständig möglich. Besonders in der ländlichen Region waren da die Nutzer im Vorteil, die einen Hügel in der Nähe hatten von dem aus dann mit größerer Wahrscheinlichkeit ein Telefonat zu Stande kommen konnte.
1973 stellte ein Entwicklerteam bei Motorola um Martin Cooper den ersten Prototyp eines Mobiltelefons her. KI-generiert
Vom SMS-Dienst zur ersten mobilen Datenanwendungen
Im Laufe des Jahres 1993 war es wieder Nokia, die die ersten SMS-tauglichen (Short Message Service) Handys auf den Markt brachten. Mit diesen Geräten war dann neben der Telefonie erstmals ein mobiler, digitaler Austausch von Kurztexten mit bis zu 160 Zeichen möglich. SMS war anfangs eigentlich eine vorrangig für die Wirtschaft angedachte Technologie, die sich aber auch im privaten Lebensbereich, besonders bei den Jüngeren, überraschend schnell durchsetzte und damit der Verbreitung der Mobiltelefonie einen weiteren Schub verlieh. Nur drei Jahre später setzten die Finnen mit ihrem „Nokia 9000 Communicator“ in der Mobilfunkgeschichte einen weiteren Meilenstein. Denn mit diesem Gerät war es neben der Telefonie und SMS-Nutzung erstmals möglich, wenn auch noch mit viel geringerer Geschwindigkeit als heute üblich, auf dem Mobilfunkweg E-Mails und Faxe zu empfangen und zu versenden sowie Internetseiten in vereinfachter Darstellung aufzurufen. Zu Recht gilt dieses noch recht klobige Gerät heute als Vorläufer des 1999 erstmals von Ericsson geprägten und heute allgegenwärtigen Begriffes Smartphone.
Multimedia und UMTS
1999 kam in Japan das erste Kamerahandy auf den Markt. Damit eröffneten sich weitreichende neue Anwendungs- aber auch Missbrauchsmöglichkeiten bei der Mobilgerätenutzung. Nokia, Panasonic und Sharp folgten erst 3 Jahre später und boten ihrerseits Handys an, in denen eine Kamera integriert war.
Ab 2004 war mit UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) in Deutschland die dritte Generation Funknetze mit wesentlich höherer Leistungsfähigkeit und damit umfangreicherer Anwendungsvielfalt im Angebot. Eine Lösung, welche besonders die mobile Internetnutzung nicht nur anwendungsfreundlicher, sondern auch dank höherer Übertragungsgeschwindigkeit für einen großen Nutzerkreis interessant machen sollte. Doch wollte sich dieser Wunschtraum der Anbieter erst nach gut drei weiteren Jahren mit Einführung größerer berührungssensitiver Displays einstellen.
Anfang 2004 machten wir in meinem Büro erstmals Erfahrungen mit dem neu auf den Markt gekommenen und von der Telekom vertriebenen MDA II. Bei dem als „Büro im Westentaschenformat“ bezeichneten Mobile Digitale Assistant handelte es sich um ein internettaugliches Mobiltelefon mit einem Internetbrowser und einemgroßen Bildschirm, welcher durch die Berührung des Displays mit einem kleinen Stift Aktionen im Gerät auslöste. Eine Technologie, die heute „fingertauglich“ und noch leistungsfähiger auf allen Smartphone zu finden ist.
Der Durchbruch des Smartphones
Den Durchbruch für diese anwenderfreundliche wie bahnbrechende Technik schaffte am 9. Januar 2007 die US-amerikanische Firma Apple Inc. mit ihrem iPhone der 1.Generation. Apple löste zu der Zeit mit dem Verkaufsstart seines neuen Mobiltelefons einen bisher noch nie gekannten weltweiten Hype für sein Produkt aus und wurde schnell zu einem der wichtigsten Player im internationalen Mobilfunkmarkt.
Kleine Geräteauswahl einer mehr als 30-jährigen Mobilfunknutzung in meinem Büro und im privaten Umfeld. Foto: Wodtke
Heute haben die von uns genutzten Mobiltelefone weder vom Äußeren noch von deren Funktionsvielfalt wie auch Wichtigkeit für die meisten unserer Zeitgenossen, mit den Handys der Anfangszeit kaum noch etwas gemein. Bei zum Teil so drastischen Veränderungen bleibt die Frage wie die Zukunft der Geräte aussehen wird? Vielleicht beschreibt das ja dann jemand im Rückblick nach weiteren 50 Jahren.
Erschienen mit geringfügigen Änderungen am 13. Dez. 2023 in der BRAWO, Lokalausgabe Rathenow