Kurztext:
Am 28. August 1836 vernichtete ein Feuer fast ganz Böhne. Familien verloren nicht nur ihr Heim, sondern so mancher auch jegliche Hoffnung. Ein Dorfbewohner, schwer verletzt, verlor Tage später sein Leben. Doch die Dorfgemeinschaft hielt zusammen, erhielt Hilfe von außen und baute ihr Dorf unter der Regie des jungen Gutsherren mutig, moderner und mit neuem Lebenswillen wieder auf………….
Der große Dorfbrand 1836 in Böhne
Nur wenige Wohnhäuser überstanden die Feuersbrunst
Ausbruch des Feuers
Mit dem 28. August 1836 begann für die Einwohner des Ort Böhne eine sehr schwierige und besonders entbehrungsreiche Zeit. Denn spätabends zwischen 22:00 und 23:00 Uhr brach in der Scheune des Kossaten und Schmiedemeister Johann Wilhelm Gottfried Ost ein Feuer aus. Dieses griff, angefacht durch den Wind erst aus Ost dann auf Süd drehend, schnell um sich. Unaufhaltsam fraßen sich die Flammen immer weiter in den Ort hinein und hinterließen eine breite Schneise der Verwüstung.
In der Böhner Geschichtsschreibung heißt es: „Bei der mehrere Wochen hindurch statt gefundenen großen Dürre und der eben vollendeten sehr gesegneten Ernte fand das Feuer immer wieder neue Nahrung. So dass innerhalb weniger Stunden neben der Kirche mit dem Turme, der Pfarre und Schule viele weitere Gebäude gänzlich abbrannten.“
Menschliche Schicksale
Am Morgen des nächsten Tages zeigte sich das volle Ausmaß der Verwüstung. Diese hätte für die Bewohner des Ortes kaum schlimmer ausfallen können. So war ein Großteil der Ställe, Scheunen und der darin gelagerten Vorräte wie auch anderer gewerblich genutzter Gebäude der Raub der Flammen geworden. Doch noch schlimmer, wog so kurz vor dem Winter, der Verlust an Wohnraum. 24 Wohngebäude in denen mindestens 75 Prozent der Dorfbevölkerung lebten, fielen dem Feuer zum Opfer.
Lediglich die Gebäude des großen und kleinen herrschaftlichen Gutes sowie ein Tagelöhnerhäuser und vier Wohnhäuser von Kossaten und Büdnern blieben weitestgehend von der Feuersbrunst verschont.
Die Not der Betroffenen war riesengroß. Einige fanden vorübergehend Unterkunft in den noch wenigen intakten Gebäuden im Ort, andere zogen erst einmal in die Nachbardörfer zu Verwandten und Freunden.
Besonders schwer traf es die Familie Herms. Bei dem Versuch das Feuer auf seinem Grundstück zu löschen, verletzte sich Andreas Herms schwer. Die Verletzung war so gravierend, dass er an deren Folgen am 5. September 1836 verstarb.
Dennoch ließen sich die Menschen von diesem schweren Schicksalsschlag nicht entmutigen und begannen rasch mit dem Wiederaufbau ihres Ortes. Dabei erhielten sie auch Hilfe und finanzielle Unterstützung von außen.
In der Böhner Geschichtsschreibung heißt es: Der fromme König Friedrich Wilhelm III schickte in Folge einer in der Berliner Zeitung von dem Böhner Prediger August Christian Wilhelm Braumann gemachten Anzeige demselben 500 Thaler zur Verteilung unter die Abgebrannten. Außerdem wurden in Berlin, Brandenburg, Magdeburg und Rathenow auch für dieselben gegen 500 Thaler gesammelt und unter sie verteilt.“
Die Gastwirtschaft des Büdners und Gastwirtes Johann Friedrich Küsel ( Aufnahme von etwa 1914) am nördlichen Ortsrand zählte zu den wenigen Gebäuden, die vom großen Böhner Dorfbrand von 1836 verschont blieb. Sammlung Wodtke
Erste Wiederaufbaumaßnahmen
In Anbetracht des nahenden Winters musste deshalb schnell gehandelt werden. So vermerkte die Böhner Geschichtsschreibung von der vordringlichen Wiederherstellung von Ställen für das Vieh. In diesen fanden dann nicht nur die Tiere, sondern auch die Menschen einen vorübergehenden Schutz vor Regen und Kälte.
In einem damaligen Zeitzeugenbericht hieß es: „Um den 12. November hatten wir unseren neu aufgebauten Stall mit einem Ofen so weit hergerichtet, dass er uns für die nächste Zeit als Wohnunterkunft dienen konnte. Am 23. November zogen wir nun bei ganz schrecklicher Witterung, denn wir hatten Wind, Regen und Schneetreiben, in unseren Stall ein. Wir wohnten den ganzen langen Winter ziemlich warm und wesentlich besser als so manch andere bedauernswerten Geschöpfe im Orte.“
Neuordnung des Dorfes
So tragisch sich die Situation für die Böhner auch darstellte, sie war aber auch eine Chance ihren Ort nach modernen Gesichtspunkten wieder aufzubauen.
Auf Weisung des damaligen Böhner Gutsbesitzers Robert Titus von Briesen wurde der Ort im Zuge des Wiederaufbaus neu gegliedert. Das Dorf erhielt die noch heute gut erkennbare Ortstruktur mit breiten, gradlinigen Straßen. Durch diese Neugliederung verloren einige Einwohner ihre abgebrannten Grundstücke im Ortskern und siedelten sich am Ortsrand oder auch außerhalb des Ortes neu an.
Vom Drängen des Gutsherrn Robert Titus von Briesen bestärkt, fasten die Betroffenen den folgenreichen Entschluss zur umfassenden Neuaufteilung des Ortes. Noch heute lässt sich die damals getroffene Neugliederung gut erkennen.
Danach bekam der Ort zwei breite, sich rechtwinklig kreuzende Straßen. Diese führ-ten jetzt von Nord nach Süd sowie von Ost nach West. Damit verschwanden die einst unübersichtlichen und engen Gassen. Des Weiteren mussten alle neu errichteten Gebäude von nun an mit Dachsteinen, statt der noch üblichen Schilfrohrdeckung, eingedeckt werden. Mit beiden Maßnahmen wollte man einer erneuten Brandkatastrophe energisch entgegenwirken.
Durch die Neugliederung des Ortes, mit überwiegend neu angelegten und wesentlich breiteren Straßen, mussten zahlreiche Grundstücksgrenzen neu festgelegt werden. Dadurch kamen einige Besitzer nicht umhin, ihre abgebrannten Grundstücke zum Wohle der Dorfgemeinschaft aufzugeben. Sie bekamen vornehmlich an den Orts-rändern neue Flächen zugewiesen und begannen hier, ihre neuen Anwesen zu schaffen.
Andere Bauern zogen es vor, ihre neuen Höfe auf ihren Feldern außerhalb des Ortes aufzubauen. So entstanden neben dem bereits vier Jahre zuvor errichteten Möthlowshof, der Hilgenfeldshof an der Flurgrenze zu Steckelsdorf. Jahre später gründete Peter Herms den Hermshof und entwickelte diesen 1852 zu einer Ziegelei weiter.
Veränderungen zum Wohle des Gutsherren
Doch auch der hiesige Gutsbesitzer nutzte die Gunst der Stunde und unterband den Wiederaufbau der zwischen seinem Schlosshof und der Hauptstraße befindlichen Höfe. Die dadurch gewonnenen Flächen nutze er fortan als Park- und Hofanlage. Des Weiteren schaffte er sich eine bis dahin nicht vorhandene direkte Zufahrt zur Hauptstraße. Darüber hinaus entstand so erstmals eine direkte räumliche Verbindung zwischen den beiden herrschaftlichen Besitzungen, dem Guts- und Schlosshof im Ort. (einst „Großer Hof“ und „Kleiner Hof“)
Wiederaufbau von Kirche, Pfarrhaus und Schule
Neben vielen anderen Bauwerken konnte im Jahre 1837 als wichtige Meilensteine, der Wiederaufbau des Pfarr- und des Schulgebäudes abgeschlossen werden. Nach und nach entstand so auf der Asche und den verkohlten Überresten des alten Ortes ein modernes neues Dorf. Den offiziellen Abschluss des raschen und erfolgreichen Wiederaufbaus Ihres Ortes konnten die 373 Einwohner im September 1838 mit Freude und Stolz freilich begehen. Denn am 20. September des Jahres wurde die Turmspitze auf den Kirchturm der wieder auf erbauten Kirche gerichtet. Damit war ein weiterer wichtiger Eckpfeiler in der „dörflichen Normalität“ wieder hergestellt.
Erschienen mit geringfügigen Änderungen am 11. + 18. August 2013 in der BRAWO, Lokalausgabe Rathenow